Antifa-Demo und Naziübergriff in Neumünster

Erfolgreiche antifaschistische Demonstration mit 300 TeilnehmerInnen –
Militante Nazis an der Titanic – Naziüberfall auf TierrechtlerInnen
Spontandemonstration als Reaktion auf den Überfall

Am 16.5.09 fand in Neumünster eine Demonstration unter dem Motto „Nazis aus der Deckung holen!“ statt. Wir dokumentieren einen Artikel von Indymedia:
Freitag:
Am Abend fand die dritte Veranstaltung der Veranstaltungsreihe des Bündnis gegen Rechts statt. Die VVN/BdA hatte Jörg Welzer zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen, die um 19.00Uhr im DGB-Haus stattfand. Jörg Welzer hatte sich als Jugendlicher 15 Monate in eine Neonazigruppe „eingeschlichen“, und die Informationen an antifaschistische Gruppen weitergegeben. Jörg Welzer berichtete vor gut 50 ZuschauerInnen von seinen langjährigen Erfahrungen mit antifaschistischer Arbeit. Ein besonderes Augenmerk legten die Fragen der ZuschauerInnen auf die unmittelbare Zeit nach seiner „Enttarnung“ in der Naziszene.
Insgesamt eine sehr interessante und gelungene Veranstaltung.
Samstag:
Zum Auftakt der Demonstration versammelten sich rund 300 AntifaschistInnen am Bahnhof. Nach zwei Redebeiträgen begann der Demonstrationszug, der auf einer langen Strecke durch die Innenstadt jeweils in die Nähe der Wohnorte von Titanic- Pächter Wolfgang Tiemann und -Wirt Horst Micheel vorbeizog, wo jeweils in kurzen Reden die AnwohnerInnen über beide Personen informiert wurden.
Einzelne Provokationen von Nazis am Rande der Veranstaltung konnten schnell durch DemonstrationsteilnehmerInnen unterbunden werden.
Mit zwei weiteren Redebeiträgen am Rathaus endete die Demonstration störungsfrei. Zum Abschluss wurde noch darauf hingewiesen, dass sich vor der Titanic rund 20 gewaltbereite Neonazis aus dem Spektrum der „Autonomen Nationalisten“ befanden, und daher ein Heimweg in größeren Gruppen empfohlen.
20-25 Neonazis aus Neumünster und umliegenden Städten hatten sich bereits gegen 10Uhr am Club 88 versammelt und fuhren von dort aus in Kleingruppen in die Innenstadt und teilweise zur Titanic. Vor der Titanic trat die Gruppe teilweise vermummter Nazis sehr aggressiv auf, so gab es einen versuchten Angriff auf zwei Journalisten, aber auch teilweise mutiges Auftreten von AnwohnerInnen gegen die Nazipräsenz in ihrer Straße.
Erst nachdem sich nach Ende der Demonstration rund 50 Antifaschistinnen in die Friedrichstraße begaben, verstärkte die Polizei ihre bisher nur lockere Präsenz in der Friedrichstraße und kesselte die Nazis vor der Titanic ein. Dadurch wurde die offene Präsenz von Neonazis vor der Titanic beendet.
Gegen 17.30Uhr zerstreuten sich die Gruppen von AntifaschistInnen zunehmend, so dass auch die Polizei ihren Kessel lockerte und schließlich abzog. Auch einige Nazis begaben sich zu ihren Autos und fuhren nach Hause bzw. zum Club 88.
Gegen 18.30Uhr kam es vor den Holstenhallen zu einem Überfall von zwölf vermummten Nazis auf eine kleine Gruppe von TierrechtlerInnen, die dort vor dem Zirkus Flugblätter verteilten. Dabei wurden zwei Personen verletzt, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Die Polizei leitete eine Fahndung nach den flüchtenden Tätern ein.
nms_demo
Sonntag:
Mittags wurde eine Spontandemonstration mit gut 30 AntifaschistInnen in der Neumünsteraner Innenstadt durchgeführt. Die Demonstration lief laut und entschlossen zum Großflecken, wo aufgrund des Geranienmarktes zahlreiche BürgerInnen anwesend waren. So fand sich dort auch ein großes Publikum für den Redebeitrag, der den Naziüberfall vom Vortag thematisierte. Die Reaktionen reichten von den üblichen „Geht doch arbeiten!“- Pöbeleien bis hin zu deutlich geäußerter Zustimmung und Beifallklatschen.
Die Polizei kam es erst nach rund der Hälfte des Weges dazu und versuchte nur halbherzig, die Demo aufzuhalten. Sie sicherte mit dem Großteil ihrer Einsatzkräfte die Titanic ab, so dass die Demonstration in Ruhe zu Ende geführt wurde, ohne dass eine Anmeldung notwendig wurde.
Fazit:
Gelungene öffentliche Reaktion auf den Naziüberfall, der im Polizeibericht mal wieder keine Beachtung fand. In nur wenigen Stunden konnten gut 30 AntifaschistInnen zu einer kleinen, aber entschlossenen Spontandemo mobilisiert werden.
Die Demonstration am Samstag hätte gerne mit etwas mehr Leuten, größerer Lautstärke und mehr Parolen besetzt sein können. Die Ziele konnten dennoch erreicht werden, daher ist die Demo als Schritt in die richtige Richtung zu sehen. An dieser Stelle sei noch mal auf den Indymedia-Artikel „Nazimythos Neumünster“ verwiesen, in dem aufgezeigt wurde, das die Nazis zunehmend die Titanic als gefährdet ansehen. Ihre versuchte „Solidaritätshascherei“ in Neumünsteraner Kneipen fand ganz offensichtlich keine Resonanz, stattdessen musste die Titanic von 20 gewaltbereiten Nazis aus S-H beschützt werden. Dennoch muss es eine Aufgabe von AntifaschistInnen sein, die erschreckende Akzeptanz und Präsenz der Titanic in Neumünster aufzubrechen.
Viel zu tun bleibt in jedem Fall, eventuell schon am kommenden Samstag, an dem die Titanic sowohl ein Fußballturnier als auch abends ein „Livekonzert“ in der Titanic plant.
Kein Fußbreit den Faschisten
Nazis offensiv entgegentreten!
Titanic und Club 88 schließen – mit allen Mitteln
Hier gibts den Redebeitrag der Autonomen Antifa-Koordination, der auf der Demo gehalten wurde.


Zur aktuellen Situation dokumentieren einen Artikel der Antifa Neumünster von Indymedia:

Ein Rückblick, Ausblick und die aktuelle Lage der Naziszene und Antifaaktivitäten in Neumünster.

Mit einem viel beachteten und gut besuchten Antifafestival (www.club88-schliessen.tk) am 27.9.07, welches zeitgleich zum elften Club88-Geburtstag stattfand, begannen antifaschistische Aktivitäten in Neumünster wieder mit neuer Kraft.
Damals war das erklärte Ziel des Festivals – neben sichtbaren Protest gegen den Club 88 – die Stärkung lokaler Antifastrukturen in Neumünster. Rückblickend kann dies zumindest teilweise als gelungen betrachtet werden.
So ist in Neumünster durchaus eine Steigerung antifaschistischer Aktivitäten zu beobachten.
Eine kurze Rückschau:
-Im März 08 warfen unbekannte zweimal die Fensterscheiben der Titanic ein und beschädigten Teile der Inneneinrichtung. Laut Presseberichten entstand ein Sachschaden von 10.000€.
-Im September 2008 fand sowohl ein antifaschistisches Sommerfest auf dem Postparkplatz , als auch zwei Wochen später eine große antifaschistische Demonstration gegen den 12.Geburtstag des Club 88 statt. Dieser fand leider aber erst eine Woche später statt und so wurde ein Großteil der Festlichkeiten“ in die Titanic verlagert.
-Zahlreiche im Stadtbild sichtbare antifaschistische Graffitis und Antifa-Aufkleber, Sachbeschädigungen an Nazieigentum und so manch unangenehmes Erlebnis für den einen oder anderen Nazi auf Neumünsters Straßen vervollständigen die Erfolge und konnten so vielleicht dazu beitragen den „Mythos Neumünster“, wonach Mensch sofort beim betreten dieser Stadt von zehn Nazis überfallen wird, etwas aufzubrechen.
-Zur Zeit läuft eine Veranstaltungsreihe zum Thema Rechtsextremismus vom Bündnis gegen Rechts noch bis zum 4.7.09, wo zum Abschluss auf dem Postparkplatz erneut ein Sommerfest stattfinden soll. Zwei Veranstaltungen haben bereits stattgefunden, eine Informationsveranstaltung mit Andreas Speit mit 80 BesucherInnen und ein „Laut gegen Rechts“ Festival mit rund 300 BesucherInnen in der AJZ.
Anlass für die Veranstaltungsreihe waren und sind die anhaltenden Naziaktivitäten und darüber hinaus die Nazitreffpunkte Club 88 und vor allem die Titanic. Die nächste Veranstaltung wird eine Diskussionsveranstaltung mit dem Titel „Undercover gegen Nazis“ (www.verein-tolzi.de) mit Jörg Welzer sein, der sich als Jugendlicher in eine Gruppe der Jungen Nationaldemokraten „einschleuste“ und die Informationen an Antifa-Gruppen weitergab.
Für den 16. Mai bereiten antifaschistische Gruppen eine Demonstration unter dem Motto „Nazis aus der Deckung holen“ vor.
Aufgrund der angespannten Situation in Neumünster (siehe unten) und der Vorfälle in jüngerer Vergangenheit, vor allem in Kiel, ist eine Anreise in Gruppen empfehlenswert. Die Teilnahme wird aber ausdrücklich gewünscht,da gerade aufgrund der aktuellen Lage eine gut besuchte, erfolgreiche Demo als wichtig für die weitere Entwicklung in Neumünster angesehen wird.
Doch die Lage bleibt ernst: Bei aller positiven Entwicklungen bleibt Neumünster dennoch Neumünster. Das heißt unter anderem, dass Rechercheergebnisse die Zahl derer, die sich offen zur Naziszene bekennen bzw. in ihr aktiv sind auf mindestens 50 Personen beziffert. Hinzu kommt eine unklare Zahl an Mitläufern, Sympathisanten und Personen, denen der Umstand, dass der Typ auf der Party oder im VFR-Fanblock nun mal ein Nazis ist, nichts ausmacht. Die Toleranz ist bei vielen Bürgern einfach zu groß.
Als Beispiel, wie integriert Nazis in Neumünster sind, zeigt der Umstand, dass die Dartmannschaften der Titanic in der Dart-Stadtliga vollständig anerkannt sind, und offenbar kein/e Spieler/In der Dartmannschaften aus anderen Kneipen ein Problem damit hat, in der Titanic bzw. mit den Nazis zusammen Dart zu spielen. Betreiber und Stammgäste der Titanic sind des weiteren gerne gesehene Gäste in diversen Kneipen dieser Stadt. Angeblich versuchen die Titanic-Betreiber gerade im Umfeld der Neumünsteraner Innenstadtkneipen Solidarität für ihre gefährdete Gaststätte bei den Gästen zu erwirken und fordern zu Störungen der Demonstration am 16.5 auf.
Dann auch noch ein Bürgermeister, der vehement bestreitet dass Neumünster ein Naziproblem hat, und eine Presse die nur dann über Nazis berichtet, wenn ein Bruchteil ihrer Gewalt mal auf sie zurückgefallen ist und linke Zusammenhänge so wieder in der Öffentlichkeit diskreditiert werden können
Die andere Seite der Naziaktivitäten ist eine zunehmend organisierte Gewalt. So gab es seit Anfang diesen Jahres fünf Sachbeschädigungen an Fahrzeugen politisch tätiger Menschen in Neumünster, einen Brandanschlag auf ein Fahrzeug vor einem linken Wohnprojekt und am vergangenen Wochenende eingeworfene Fensterscheiben an der AJZ.
Eine Schließung des Nazitreffs Club 88 ist durch antifaschistische Interventionen, realistisch betrachtet, alsbald nicht zu erwarten.
Deutlich anders ist die Situation bei der Titanic. Hier bieten sich andere Interventionsmöglichkeiten, als beim Club 88 und auch eine juristische Auseinandersetzung ist noch nicht abgeschlossen.
Doch auch die Titanic hat bislang alle Angriffe überstanden, ihre Verankerung in die örtliche Naziszene wird fester, wie das Beispiel des teilweise in der Titanic gefeierten Club 88-Geburtstages zeigt. Die wahre Flut von Anzeigen, mit denen die Nazis zur Zeit versuchen, gegen antifaschistische Publikationen vorzugehen zeigt aber, dass sie ihre Gaststätte als gefährdet ansehen.
Für den 23. Mai plant die Titanic ein Fußballturnier. Treffpunkt soll hierfür um 8.00Uhr an der Titanic sein. Das Turnier selbst soll um 10Uhr am „Stadtrand von Neumünster“ beginnen.
Zusätzlich gibt es Abends ein Livekonzert in der Titanic. Die subversive Mobilisierung zum Fußballturnier und der Umstand, dass dort nicht angegeben ist wer beim Livekonzert auftritt, lassen nichts gutes ahnen.
In diesem Sinne:
Titanic und Club 88 schließen!
Nazis aus der Deckung holen und wegtreten für ein nazifreie Welt !

Ältere Veröffentlichungen zum Thema :
Anschläge:
http://de.indymedia.org/2008/03/210777.shtml
12 Club Geburtstag:
http://de.indymedia.org/2008/10/228763.shtml
Ausführlicher Artikel über den Club 88:
http://de.indymedia.org/2008/09/227807.shtml

Redebeitrag auf der Antifa-Demo „Nazis aus der Deckung holen!“ am 16.5.09 in Neumünster

Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

wir sind heute hier in Neumünster zusammen auf der Straße unter dem Motto „Nazis aus der Deckung holen“, um über die Strukturen der hiesigen Neonaziszene aufzuklären und diese offen zu legen. Dazu gehören ihre Treffpunkte Club 88 und die Kneipe Titanic, sowie deren BetreiberInnen. Gleichzeitig sind wir dabei auch in praktischer Solidarität mit den Neumünsteraner AntifaschistInnen auf der Straße, die es hier mit einer der größten und organisiertesten Naziszenen in Schleswig-Holstein zu tun haben.

Neben Neumünster gibt es jedoch noch weitere regionale Schwerpunkte in Schleswig-Holstein, in denen Neonazis in den letzten Monaten und Jahren vermehrt aktiv sind. Dazu gehören z.B. Dithmarschen mit einer relativ großen und landesweit vernetzten Naziszene, der Raum Lübeck mit mehreren organisierten Gruppen und dem bis jetzt einzigen regelmäßigen Naziaufmarsch in Schleswig-Holstein, die nördlichen Kreise Flensburg und Nordfriesland mit regelmäßigen Naziaktionen und eben seit mittlerweile ca. 1 ½ Jahren auch wieder Kiel mit einer recht aktiven Gruppe „autonomer Nationalisten“.

Diese ist über ein relativ neues neonazistisches Netzwerk, welches eine gemeinsame Internetseite betreibt, mit anderen Nazi-Gruppen aus Schleswig-Holstein vernetzt. Auch wenn dieses Netzwerk sich selber wichtiger und größer macht als es in Wirklichkeit ist, gibt es den Nazis zumindest teilweise die Möglichkeit sich unter ihrem neuen Image „Autonome Nationalisten“ zu organisieren und gemeinsame Aktionen zu machen.

Die beiden zu diesem Netzwerk zu zählenden Gruppen aus Neumünster und Kiel sind darüber hinaus auch personell eng miteinander verknüpft, z.B. über den Neumünsteraner Nazi Nico Seifert, der neben seinen guten Kontakten in Neumünster gleichzeitig zum Kern der so genannten „Aktionsgruppe Kiel“ gehört.

Ungefähr seit dem die Mitglieder dieser Gruppe im Januar diesen Jahres von AntifaschistInnen an ihren Wohnorten und Arbeitsplätzen geoutet wurden sind Neonazis der „AG Kiel“ und der NPD auch wieder vermehrt auf der Straße aktiv, nachdem es seit der Verhaftung Peter Borcherts im August 2008 etwas ruhiger um sie geworden war. Teilweise täglich verteilten Nazis Flugblätter mit nationalistischen und rassistischen Inhalten in der Kieler Innenstadt sowie in einigen anderen Stadtteilen. Es tauchen vermehrt Aufkleber und Plakate sowie Sprühereien mit faschistischen Inhalten auf. Sie griffen auch wieder mehrere linke bzw. alternative Projekte an. Bereits vor einem Jahr kam es zu einer Reihe ähnlicher Vorfälle, als Neonazis im Zuge des Wahlkampfes der NPD mehrfach Anschläge auf vermeintlich linke Projekte begingen. Letztes wie dieses Jahr bekannte sich die „Aktionsgruppe Kiel“ zu diesen Anschlägen auf ihrer Internetseite.

Die Nazis versuchen auch immer wieder größere öffentliche Aktionen in Kiel zu machen. Am 7. April konnten etwa 25 Neonazis der „AG Kiel“ und der NPD durch die Kieler Innenstadt demonstrieren, dabei wurden sie von der Polizei vor spontanen antifaschistischen Protesten geschützt. In der Nacht zuvor wurde in Kiel ein junger Mann in seiner Wohnung von drei Neonazis überfallen. Knapp zwei Wochen später wollten etwa 40 Neonazis ursprünglich nach Gaarden marschieren, doch aufgrund der Anwesenheit von etwa 200 AntifaschistInnen wurde ihnen dies von der Polizei verboten. Später tauchten sie bei einer „Reclaim the Streets“ Party und dem Infostand des Runden Tisches gegen Rassismus und Faschismus am Asmus-Bremer-Platz auf. Hier kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Nazis und AntifaschistInnen, welche für die Nazis in einem unkoordinierten Rückzug endete. Am 1. Mai waren Kieler Nazis zusammen mit etwa 100 anderen Nazis aus Schleswig-Holstein und Hamburg unterwegs, die in Itzehoe eine Spontandemonstration machten. Zuletzt versuchte ein kleiner Haufen Nazis am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom deutschen Nationalsozialismus, einen Infostand in der Kieler Innenstadt durchzuführen, welcher von AntifaschistInnen jedoch von der Öffentlichkeit isoliert wurde. Aufgrund der Proteste mussten die Nazis ihren Stand nach etwa einer Stunde wieder abbauen und ihre peinliche Vorstellung beenden.

Die Stimmung in Kiel ist zwar weiter angespannt, doch in den letzten Wochen konnten die Nazis keine ernstzunehmenden Erfolge mehr verbuchen. Ob dies ihre Aktionsfähigkeit und Begeisterung geschwächt hat bleibt abzuwarten, in ihren mit Pathos und Lügen voll gestopften Texten kündigen sie weitere Aktionen an.

Seit ihrem Wiedererstarken haben AntifaschistInnen in Kiel die Nazis mit vielfältigen Mitteln bekämpft. Es gab in den letzten Monaten mehrere öffentliche Aktionen wie Kundgebungen, Plakate, Flugblätter und auch direkte Aktionen. Die Aufklärung über organisatorische Strukturen und die Identität von Neonazis gehört zur grundlegenden Arbeit von aktiven AntifaschistInnen. Die Kenntnis von Identitäten und Strukturen von Neonazis ermöglicht es, sie in der Öffentlichkeit als das zu entlarven was sie sind: Anhänger einer menschenfeindlichen Ideologie, die auf Gewalt, Ausgrenzung und Unterdrückung basiert und die in letzter Konsequenz tödlich ist für alle Menschen die nicht in dieses Weltbild passen. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn eben nicht nur auf einer abstrakten Ebene über „die Nazis“ geredet wird, sondern wenn diese auch speziell als Individuen mit Namen und Adressen hingestellt und damit angreifbar gemacht werden. Denn es sind individuelle Personen, die diese Ideologie praktisch in die Tat umsetzen. Wir werden es nicht hinnehmen, dass Neonazis in welcher Form auch immer, ungestört handeln können. Heute nicht und auch nicht in der Zukunft.

Die nächste Gelegenheit den Nazis ordentlich in die Suppe zu spucken wird sich am 6. Juni in Pinneberg ergeben. Wir rufen nochmal alle AntifaschistInnen auf, diesen rassistischen Aufmarschversuch der Nazis zu verhindern.

In diesem Sinne:

Nazis aus der Deckung holen!

Keinen Millimeter den Faschisten!

1. Mai: Nazis spielen Katz und Maus mit der Polizei

Nach dem die zentrale norddeutsche 1. Mai Demo der Neonazis in Hannover verboten wurde, versuchten sie überall in Norddeutschland Spontandemos durchzuführen, was ihnen jedoch in den meisten Fällen nicht gelang. In Neumünster und Hamburg sammelten sich morgens am 1. Mai größere Gruppen von Faschisten, in Neumünster sprach die Polizei den Nazis Platzverweise für Hannover aus und wollte anscheinend so eine Aktion der Nazis verhindern.
Etwa 150 Nazis schafften es allerdings dann unbemerkt von der schleswig-holsteinischen Polizei sich in Itzehoe zu versammeln und eine kleine Demonstration abzuhalten. Anwesend waren hier auch Kieler Nazis der NPD und der „Aktionsgruppe Kiel“. Im Laufe dessen wurden mehrere GewerkschafterInnen und AntifaschistInnen, die spontan ihren Protest äußerten, von Teilnehmern dieser Demonstration angegriffen.
Am Ende nahm die langsam anrückende Polizei noch etwa 30 Nazis in Gewahrsam.
Dazu ein TAZ-Artikel

Notwendige Klarstellung

Wir dokumentieren ein Statement antifaschistischer Gruppen und Einzelpersonen aus Kiel anlässlich der Zeitungsmeldungen über einen vermeintlichen Brandanschlag in Neumünster (Mehr Infos dazu gibts bei antifanms.blogsport.de).
Notwendige Klarstellung zu dem vermeintlichen Brandanschlag in Neumünster am 17.3.09

Am 19. 3. meldeten Zeitungen in Kiel und Neumünster, dass auf ein in Neumünster liegendes Wohnhaus ein „Brandanschlag“ durchgeführt worden sei. Nun prüfe das Landeskriminalamt, ob ein politischer Hintergrund vorläge.
Offensichtlich hat es im Wohnhaus eines bekannten Neumünsteraner Naziaktivisten, der noch bei seinen Eltern lebt, gebrannt. Ein Fenster sei eingeworfen, danach ein Gegenstand hineingeworfen worden. Eine brennende Masse habe den Fußboden und einen Schrank in Brand gesetzt. Ein Hausbewohner habe den Brand gelöscht.
Als antifaschistische Gruppen und AktivistInnen lehnen wir Brandanschläge auf Wohnhäuser ab. Sie gefährden das Leben von HausbewohnerInnen und sind nicht kontrollierbar.
Für uns kommt diese Aktionsform daher nicht in Frage.
AAZ Kiel,
Marlene Hates Germany Kiel (marlenehatesgermany.blogsport.de),
Avanti – Projekt undogmatische Linke (www.avanti-projekt.de),
Antifaschistische Einzelpersonen aus Kiel
Kontakt und Rückfragen: marlenehatesgermany@riseup.net, Kiel@avanti-projekt.de

„Autonome Nationalisten“ in Kiel geoutet

Laut eines Artikels auf Indymedia (http://de.indymedia.org/2009/01/240079.shtml) wurden am Samstag, den 17.1.08, in Kiel und Umland 10 Neonazis die der „Aktionsgruppe Kiel“ zuzuordnen sind, an ihrem Wohnort geoutet. Nach einem Jahr voller Auseinandersetzungen mit Neonazis aus NPD und selbsternannten „Autonomen Nationalisten“, haben engagierte AntifaschistInnen offensichtlich die Initiative ergriffen und die Nazis „aus der Anonymität“ geholt. 

 

Die Neonazis aus dem Spektrum der „Aktionsgruppe Kiel“ werden von lokalen AntifaschistInnen für verschiedene militante Angriffe auf linke Einrichtungen im Frühjahr 2008 in Kiel verantwortlich gemacht. Im Artikel heißt es: „Die Gruppe ist für einen großen Teil der Angriffe und Aktionen im Raum Kiel nachweislich verantwortlich.“ Gegründet hat sich diese Gruppe im Winter 2007/08, nachdem Peter Borchert, ein langjähriger und einflussreicher Neonazi-Aktivist aus Schleswig-Holstein, aus dem Gefängnis entlassen wurde und nach Kiel zog.

 

Die Aktionen wurden mit mehreren Flashmobs durchgeführt, die vor den Wohnhäusern die AnwohnerInnen mit Megaphon und „personenbezogenen Flugblatt“ über die Aktivitäten der Neonazis informierten. „Bei drei Adressen musste, aufgrund des „Katz & Maus- Spiels“ mit den Repressionsorganen, leider auf den Flashmob verzichtet und der Besuch lediglich auf das Hinterlassen von den entsprechenden Flugblättern beschränkt werden“ heißt es in dem Beitrag. Desweiteren wurden am 19.1. die Arbeitgeber der Neonazis „über die menschenverachtenden Identitäten ihrer Arbeitnehmer_innen informiert“.
Geoutet wurden die Neonazis Daniel Z., Daniel G. Christopher Rüdiger, Katharina L., Kim R., Peter von der Born, Nils Holm, Nico S., Jasmin P. und Mareike N.

 

Bei den geouteten Personen handelt es sich um zum Teil jahrelang bekannte Neonazis, aber auch um bisher weitgehend unbekannte Namen. So handelt es sich bei Peter von der Born, Nils Holm und Christopher Rüdiger um NPDler, die bei der Kommunahlwahl 2008 in Kiel als Kandidaten für die neofaschistische Partei auftraten, gleichzeitig aber auch zum Kern der „Autonomen Nationalisten“ in Kiel gezählt werden. Weitere schon länger bekannte Neonazis sind Nico S. und Daniel Z., die immer wieder bei Naziaktionen in Schleswig-Holstein auftreten. Mitglieder der „Aktionsgruppe Kiel“ beteiligten sich an den Neonaziaufmärschen am 29.3.08 in Lübeck, am 1.5.08 in Hamburg, sowie an einer nächtlichen „Spontandemonstration“ von Neonazis anlässlich des „Gedenken“ an Rudolph Hess am 16.8.08 in Kiel.

 

In der Nacht von Samstag auf Sonntag (17./18.1.) hat es in Neumünster einen Brandanschlag auf das Auto eines Antifaschisten gegeben, bei dem das Fahrzeug vollständig zerstört wurde. Die Antifa Neumünster (http://antifanms.blogsport.de/) vermutet einen Zusammenhang mit dem früher am Tag stattfindenen Outing der „AG Kiel“.

 

Weitere Informationen über die Aktivitäten der „Aktionsgruppe Kiel“ gibt es hier: http://www.antifa-kiel.org/index.php/enemy.html

11880 – Ein Rückblick und ein Ausblick. Nachbereitungspapier zu den antifaschistischen Aktionen im Herbst 2007 in Neumünster

Über Neumünster hört mensch normalerweise nicht viel Gutes. Das vielfältige und bekannte Naziproblem in Neumünster, ihre Strukturen wie der „Club 88“, die Übergriffe aus den Kneipen Titanic und Holstenbörse auf BesucherInnen der AJZ, ein landesweit überdurchschnittliches Wählerpotenzial für die NPD etc., sind nach wie vor vorhanden. Der „Club 88“ steht bei vielen Leuten als Synonym für die Stadt Neumünster, von antifaschistischer Arbeit und Widerstand hört mensch dagegen leider seltener. Dies soll allerdings kein einfaches Lippenbekenntnis gegen Nazis sein – es ist vielmehr eine Bestandsaufnahme eines akuten Problems…
Mit diesem Papier wollen wir die Ereignisse zum 11. „Club 88“ Geburtstag am 29. September und zum darauf folgenden Naziaufmarsch am 24. November 2007 aus unserer Sicht erklären. Wir wissen, dass Neumünster längst nicht die einzige Stadt mit einem Naziproblem ist, es ist aber auf der anderen Seite auch ein Paradebeispiel dafür, wie es im allgemeinen im Moment um autonome Antifapraxis bestellt ist, wie undefiniert unsere Bündnispolitik ist und welche Probleme damit einhergehen. Unser Anliegen ist es daher auch unseren Arbeitsprozess so weit wie möglich transparent und für alle nachvollziehbar zu machen. Mit der Perspektive auch nächstes Mal weiterzumachen, den Nazis in Neumünster und dem „Club 88“ die Suppe zu vermiesen, wollen wir unseren aktuellen Diskussionsstand vorstellen und einen weiteren Beitrag in die Debatte über antifaschistische Organisation und Praxis in Neumünster und Schleswig Holstein geben.

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