Kiel: Zur aktuellen Situation in der Ukraine, Alte Meierei

Datum/Zeit
10.08.14
18:00


Die Rote Hilfe OG Kiel lädt zu einer Diskussion mit einer Gruppe ukrainischer AntifaschistInnen über die Repression in der Ukraine ein. Wir hoffen auf rege Teilnahme, da hier eine einmalige Gelegenheit entsteht, direkt mit vielen verschiedenen Leuten die Ereignisse zu diskutieren.

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Gemeinsam gegen Nationalismus, Krieg und Repression!


Vom 31.Juli bis zum 29.August hält sich eine Gruppe antifaschistischer AktivistInnen aus der Ukraine und Russland in der BRD auf, um mit Diskussionsabenden und einer Fotoausstellung in über 20 Städten über die politische Situation der ukrainischen Linken seit dem Putsch Ende Februar 2014, den darauffolgenden Wahlen und dem Kriegszustand im Süden und Osten des Landes zu berichten.

Seit den Protesten auf dem Maidan Platz zu Beginn des Jahres ist der Konflikt in der Ukraine teil der täglichen Medienberichterstattung und Gegenstand politischer Debatten. Im offiziellen bundesdeutschen Diskurs ist von Demokratisierung, Fortschritt und EU-Anschluss die Rede, der durch Separatismus und Ethnisierung bedroht sein soll. Massenmedien und bürgerliche Parteien machen vor allem Russland für diesen Zustand verantwortlich.

Diesem propagandistischen Diskurs setzen die AktivistInnen aus Gewerkschaft, Antikriegsgruppen und linken Organisationen ihre Analyse, Schlussfolgerungen und Sichtweisen entgegen. Ihre Lebensrealität ist geprägt von dem erstarken neofaschistischer Kräfte während der Maidan-Proteste, dem darauffolgenden Putsch und der damit einhergehenden massiven Repression gegen linke Organisationen und fortschrittliche JournalistInnen und einer imperialistischen EU-Außenpolitik sowie der Übernahme der Wirtschaftspolitik durch den IWF.

Der aktuelle Kriegszustand im Norden und Osten das Landes und die damit verbundene nationalistische Propaganda, Ausgrenzung und unmittelbare Gefahr für Leib und Leben stellen weitere scheinbar unüberbrückbare Herausforderung für antifaschistische, fortschrittliche Kräfte dar, deren Ziele internationalistische, solidarische Zusammenarbeit und der gemeinsame Kampf für eine befreite Gesellschaft darstellen und die wissen, dass die Grenze nicht zwischen den Menschen, sondern zwischen oben und unten verläuft.

Die Veranstaltungsreihe soll dazu beitragen, die Solidaritätsbewegung mit den antifaschistischen Kräften in der Ukraine zu stärken, Gegenöffentlichkeit herzustellen und die internationale Vernetzung zu fördern. Wir wollen auf diesem Weg mit euch diskutieren wie wir einer Perspektive auf einen gerechten Frieden näher kommen können.

Solidarität mit den AntifaschistInnen aus der Ukraine!

Rote Hilfe e.V.

Sonntag | 10.8.14 | 18 Uhr | Alte Meierei | Kiel


Vorstellungstext der ukrainischen AktivistInnen:

Infoveranstaltung und Ausstellung zur

-staatlichen Verfolgung von Aktivist*innen,

-Angriffen auf Wohnvierteln durch die Kiewer Armee und dem

-Massaker an Antifaschist*innen in Odessa am 2. Mai 2014

Wir kommen aus den zusammenbrechenden Lohnverhältnissen der ehemaligen Ukraine. E. hat als Einzelhandelsverkäuferin gearbeitet. Ihr Laden wurde geschlossen, sie ohne Abfindung entlassen. V. hat als Druckereiarbeiter 30 Euro im Monat verdient und die Arbeit niedergelegt da nur noch Werbe- und Armeeaufträge abgearbeitet wurden. Die letzten 6 Monate unter der Kiewer Putschregierung mit Faschisten haben uns den Zusammenbruch unserer bisherigen Arbeitsgrundlage als Gewerkschafter*innen und Aktivist*innen aufgezwungen. Pünktlich zur Übernahme der Wirtschaftspolitik durch den IWF ist für unsere politische Arbeit nichts mehr so wie es war. Wir sind insgesamt 17 Aktivist*innen aus unterschiedlichen Gruppen und Zusammenhängen im Alter von 16 bis 60 Jahren mit zwei Kindern (5 Reisende können sich nicht erlauben, durch die Westukraine anzureisen, und kommen deshalb über Belorussland, sie werden in Magdeburg noch nicht, dafür aber ab 1. August in Greifswald mit dabei sein). Wir kommen aus verschiedenen Regionen der ehemaligen Ukraine. Damit kommen wir aus zwei sehr unterschiedlichen Gebieten: in einem wird der Alltag wird von der Kiewer Putschregierung im anderen vom antifaschistischen Aufstand geprägt. Ein dritter Teil der Gruppe hat einen Pass der russischen Föderation und ist in der Autonomen Republik Krim aktiv. Uns eint das Misstrauen gegen alle bürgerlichen Nationalismen und die Ablehnung der faschistischen Helfershelfer neoliberaler Politik.

Wir versuchen, uns trotz der enormen Schwierigkeiten um politische Gefangene zu kümmern. Wir arbeiten gegen politische Repression und den rechten Terror der Kiewer Junta. Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Faschisierung des Alltags im Erweiterungsgebiet der EU-, NATO- und der IWF-Kontrollinteressen. Die Mehrheit unserer Reisegruppe kommt aus prinzipiell herrschaftskritischen, anarchistischen Zusammenhängen, einige sind in Organisationen aktiv, die sich gezielt für Interessen der Arbeiter*innenklasse einsetzen. Wieder andere, z.B. eine Schülerin und ein Arzt in unserer Gruppe, treten in der Öffentlichkeit der ehemaligen Ukraine mit demokratischer Aufklärungsarbeit auf. Gemeinsames Ziel ist uns z.B. die Durchsetzung von Menschenrechten politischer Gefangener in allen drei Zonen. Einige von uns haben einen russischen Pass, andere einen ukrainischen. Wir arbeiten z.B. in ukrainischer Sprache zusammen an Brechttexten gegen Faschismus und Militarismus, weil darin die besten Übersetzungen geglückt sind. Es gibt keinen Sprachenstreit. Es gibt keinen Nationalitätenkonflikt. Die Trennung verläuft nicht zwischen uns, sondern zwischen oben und unten. Das Vordringen der rechten ukrainischen Privatarmeen, die Spekulationen mit Armeetreibstoff und Organen Getöteter werden von wenigen milliardenschweren Oligarchenfiguren in Szene gesetzt. Die „Nationalgarde“, eigentlich eine Privatarmee, operiert für die Kiewer Junta. In ihr sind schwedische, aber auch viele russische Faschisten angeheuert. Diese Formation operiert unter dem Namen NatsGvardia „Azov“ mit dem offiziellen Abzeichen der Wolfsangel der historischen SS-Panzerdivision „Das Reich“, Sie untersteht dem Privatbank-Chef und neuen Gouverneur von Dnepopetrovsk Kolomojskij.

Hat die EU, die NATO und der IWF ihren Frieden mit der neuen Führungskaste in Ukraine geschlossen? Wie können wir diesen Frieden der Paläste stören und den wirklichen Frieden der Hütten durchsetzten? Ein Weg, den wir sehen, ist internationale Solidarität und ein pragmatischer Lernprozess zwischen antifaschistischen Aktivist*innen. Wir sind interessiert, uns auszutauschen und voneinander zu lernen. Der Aufbau einer starken grenzüberschreitenden Bewegung gegen den neuen Krieg des Kapitals ist die Aufgabe, vor der wir stehen. Was tun gegen die Gefahr eines neuen Herrschaftsmodells in Europa, das uns gemeinsam ins Visier nimmt?



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