„Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnahmen“ – Positionspapier Dezember 2011

Kritische Betrachtung des „Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus“ in Schleswig-Holstein

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Vorbemerkung: Dieses Text entstand größtenteils vor dem Bekanntwerden der von der Presse als „Dönermorde“ bezeichneten rassistisch motivierten Mordserie deutscher Neonazis, deren Taten neun Menschen zum Opfer fielen. Seit dem überschlagen sich die Ereignisse und Bekenntnisse gegen „rechts“ gehören wieder zum Standardrepertoire von vor Betroffenheit triefenden deutschen Politiker_innen. Verbunden mit einem neu aufflammenden Enthusiasmus im staatlichen Kampf gegen „Rechtsextremismus“ werden wieder Forderungen nach einem NPD-Verbot sowie einer stärkeren Überwachung politischer „Extremisten“ laut. Diese Reaktionen sind so alt wie vorhersehbar und zur Bekämpfung von Neonazis so unnütz wie schon immer. Wir haben zu diesem Thema bereits Mitte November einen längeren Text unter dem Titel „Neun rassistische Morde, der Verfassungsschutz und ‚die Schande für Deutschland’“ verfasst, dieser ist u.a. auf unserer Homepage einsehbar.

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Kritische Betrachtung des „Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus“ in Schleswig-Holstein

Im vergangenen Jahr wurden Kieler Antifaschist_innen immer wieder mit dem nun auch in Schleswig-Holstein angekommenen Bundesprogramm gegen „Rechtsextremismus“ „Toleranz Fördern – Kompetenz Stärken“ konfrontiert. Die lokalen Strukturen dieses Programms, das „Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus“, die „Landeskoordinierungsstelle“ sowie der „Lokale Aktionsplan Kiel in Aktion“ suchen verstärkt Kontakt zu aktiven Antifaschist_innen und werben für eine Mitarbeit auf verschiedenen Ebenen. Gleichzeitig werden bei diesen Kontaktaufnahmen Verbindungen zum Innenministerium, Verfassungsschutz und Landeskriminalamt verschleiert.

Die Autonome Antifa-Koordination Kiel wirft aus aktuellem Anlass einen kritischen Blick auf die Strukturen und Bemühungen dieses Netzwerkes in Schleswig-Holstein. Mit diesem Text wollen wir uns vorliegende Informationen veröffentlichen und eine Positionierung linker und antifaschistischer Gruppen und Aktivist_innen dazu ermöglichen.
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„Neun rassistische Morde, der Verfassungsschutz und „die Schande für Deutschland““ – Flugblatt November 2011

Es sind Namen, wie sie in unseren Hausfluren an den Briefkästen stehen könnten: Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Yunus Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık und Halit Yozgat. Diese neun Menschen wurden von einer Gruppe Neonazis ermordet, weil diese sie für „nicht deutsch genug“ hielten. Ihren Familien und Freund_innen gilt unser Mitgefühl, sie haben Vater, Bruder, Mann oder Freund verloren, weil es in Deutschland immer noch Menschen gibt, die andere Menschen angreifen und sogar töten, weil irgendwann mal einer ihrer Vorfahren nicht in Deutschland geboren ist. Auf dem Rücken dieser Mordopfer wird seit Jahren eine Posse ausgetragen, die an Widerlichkeit und Menschenverachtung kaum zu überbieten ist und die in den letzten Tagen ihren traurigen Höhepunkt erreichte. Die Hauptakteur_innen dieses ekelhaften Schauspiels sind die üblichen Verdächtigen: Polizei, Verfassungsschutz, die rechts-konservative Familienministerin Kristina Schröder, Mainstream-Medien und Zivilgesellschaft.

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Kieler Burschenschaft lädt Wehrmachtsveteran ein

Artikel von de.indymedia.org.
Geschichtsrevisionistische / NS-verherrlichende Veranstaltung in Kieler Burschenschaft

Zu einem sogenannten Zeitzeugengespräch mit einem Veteranen der Wehrmacht lädt die Burschenschaft Teutonia zu Kiel am Sonntag, 6. November ein. Ein Bündnis verschiedener emanzipatorischer Gruppen und Einzelpersonen ruft gegen diese geschichtsrevisionistische Veranstaltung zu einer Kundgebung auf. Stattfinden wird der Protest am 6.11. ab 15.00 Uhr vor dem Haus der Burschenschaft Teutonia in der Moltkestraße 31 in Kiel.

Burschenschaftliche Verhältnisse in Kiel
In Kiel besteht traditionell eine differenzierte Korposzene. Diese erstreckt sich von vermeintlich harmlosen Segler- und christlichen Verbindungen bis hin zum rechten Rand, dazu gehören zwei Burschenschaften des Dachverbandes „Deutsche Burschenschaft“, welcher jüngst in den Medien war aufgrund von Äußerungen und dem Wunsch einiger Mitglieder nach einem „Arier-Paragraphen“.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Die Verbindungen unterscheiden sich (auch) durch ihr Verhältnis zum Fechten. In einigen Kieler Verbindungen wird dieses Männlichkeitsritual nicht vollzogen, andere bezeichnen sich als „fakultativ schlagend“ und einige betrachten das Fechten als Pflicht, um die burschenschaftliche „Ehre“ zu erlangen.
Gemeinsam ist den meisten Kieler Korpos ein positives Verhältnis zum „Vaterland“, das sich wahlweise in Patriotismus, Nationalismus oder auch offenen oder schlecht kaschierten Sympathien für den deutschen Faschismus zeigt.
Eine weitere Gemeinsamkeit ist der offene Sexismus, manifestiert im generellen Ausschluss von Frauen. Die Frau wird dem burschenschaftlichen Weltbild folgend als be_schützenswertes Geschlecht bezeichnet. Im korporierten Alltag kommen Frauen nur als Beiwerk bei gesellschaftlichen Anlässen wie Bällen o. ä. vor – bei „ernsten“ Veranstaltungen innerhalb der Verbindung oder des Dachverbandes sind diese unerwünscht.
Eine Ausnahme bildet die einzige Kieler Frauenverbindung, die allerdings einer Vielzahl von reinen Männerbünden gegenüber steht.

Kommandant Petersen zu Gast bei den Teuten

Die Kieler Burschenschaft Teutonia lädt nun einen ehemaligen U-Boot-Kommandanten ein. Petersen hatte während des zweiten Weltkrieges das Kommando über die sich im Kampfeinsatz befindlichen Boote U-9 und U-24, „sein“ drittes Boot, das U14 wurde zu Ausbildungszwecken benutzt.
Petersen nahm aktiv am deutschen Vernichtungskrieg insbesondere gegen Osteuropa teil. Als Angehöriger der Wehrmacht hat sich Petersen als Täter des deutschen Faschismus schuldig gemacht. Dieses hat er so „erfolgreich“ betrieben, dass er während des Krieges mehrfach befördert wurde. So gehen mehrere Versenkungen von sowjetischen Schiffen direkt auf sein Konto.
Auch wenn eine direkte Verstrickung von Petersen in den Holocaust nicht bekannt ist, so hat er, wie alle anderen Angehörigen der Wehrmacht, sich an der Shoah mitschuldig gemacht, indem er Teil des taktischen Konzeptes der deutschen Ostfront war, an welcher der industrielle Massenmord vorzugsweise vollstreckt wurde.
Keine Bühne für Täter_innen!
Jeder Gehorsam gegenüber den Nazis ist Unrecht und macht eine_n zur/zum Mittäter_in. Egal welche Taktik Petersen am Sonntag wählen wird, ob er sich als Nazi-Opfer, als Von-nichts-gewusst-Nazi oder auch als tapferer Soldat in stürmischen Zeiten darstellt: Er ist und bleibt aktiver Teil des deutschen Vernichtungswahns und als solchem gehört ihm keine Bühne geboten! Eine historische Aufarbeitung der Ereignisse der deutschen Geschichte kann nicht durch aus dem Nähkästchen plaudernde Wehrmachtsveteranen geschehen!
Die Teutonia in Kiel
Bleibt die Frage: warum laden die Teuten den Veteranen ein? Wer ist diese Verbindung? Die Teutonia ist seit ihrem Austritt aus der Deutschen Burschenschaft Mitglied des Süddeutschen Kartells. Das Süddeutsche Kartell ist ein enger Zusammenschluss aus wenigen Burschenschaften. Angegliedert an die Kieler Teutonia ist eine Pennälerschaft, also eine Schülerverbindung.
Der burschenschaftliche Alltag wird durch gemeinsame Besuche befreundeter Burschenschaften, germanischer Brauchtumspflege und dem dumpfen Fröhnen skurriler Männlichkeitsrituale geprägt. Fechten ist ist für Mitglieder der Burschenschaft Pflicht, nur so kann die „Ehre“ einer Vollmitgliedschaft nach dem Lebensbundprinzip erlangt werden.
Politisch ist die Teutonia dem nationalistischen Umfeld zuzuordnen. Bezeichnend allein der Name – Teutonia: „Deutsches Reich“. Das passend gewählte Motto lautet: „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Deutschland als Nation nimmt eine zentrale Stellung im burschenschaftlichen Leben und Wertesystem ein.
Interne Veranstaltungen zur germanischen Brauchtumspflege zeigen einen positiven Bezug zu dem Konstrukt der deutschen Nation als historische Schicksalsgemeinschaft, welche sich über eine gemeinsame Abstammung und einen geographischen Raum definiert.
Die Verbindung und der Rechtspopulismus
Diese Verehrung des Deutschen unterscheidet eindeutig zwischen Menschen die „deutsch“ und „nicht-deutsch“ sind. Die daraus folgende eigene Hegemonialstellung und konsequente Ausgrenzung vermeintlich „Fremder“ wird in letzter Zeit von einigen Mitgliedern der Teutonia aktiv betrieben.
So engagieren sie sich in rassistischen Organisationen wie der „Bürgerbewegung Pax Europa“, „Pi-News“ oder „Die Freiheit“. Diese propagieren unter dem Deckmantel von liberalen Bürgerrechtswerten plumpen Rassismus a la Sarrazin, angereichert um eine Prise christlichen Fundamentalismus und ein von Verschwörungstheorien geprägtes Weltbild.
Fleißig werden in Schleswig-Holstein Hinweise für eine vermeintliche muslimische Weltverschwörung gesucht, mit so absurden Auswüchsen, dass Frauenbadezeiten in Schwimmbädern als vom islamophilen Filz instrumentalisierte Zugeständnisse an die Scharia gesehen werden.
Auch wenn oberflächlich ein positives Verhältnis zu den USA und Israel dargestellt wird und sich der Rassismus mit einer (im emanzipatorischen Kontext zweifelsfrei notwendigen) Islamkritik kaschiert wird, bleibt es doch die plumpe rassistische Theorie die genügend Vorbilder im deutschen Faschismus hat.
Die vermeintliche solidarische Haltung gegenüber Israel und damit gegenüber dem Schutzraum für Jüdinnen und Juden erscheint dabei eher als hilfloser öffentlicher Distanzierungsversuch von den Nazis, wenn parallel dieselben Personen Wehrmachtsveteranen einladen und sich (völkisch-) germanischer Brauchtumspflege hingeben.
Kommt alle am Sonntag, dem 06.11., um 15.00 zur Kundgebung vor der Moltkestraße 31, um den deutschen Täter_innen zu zeigen, was von ihnen zu halten ist!

Verfahren gegen Kieler Antifas eingestellt

Die Verfahren gegen mehrere Kieler AntifaschistInnen, die unter dem Tatvorwurf des „Landfriedensbruches“ am 26.3.11 am Rande des Naziaufmarsch in Lübeck festgenommen wurden, sind eingestellt worden.
Zur Deckung der entstandenen Kosten gibt es am Sonntag den 30.10. um 11 Uhr im Li(e)ber Anders (Iltisstr. 34, Kiel-Gaarden) einen veganen Soli-Brunch unter dem Motto „Solidarisch mampfen gegen Nazis und Repression“.
Mehr Infos zu den Verfahren:

Lübeck 26. März 2011 & Repression

Lübeck 26. März 2011 & Repression / Vol. II

Naziterror und Brandanschlag in Tostedt

Inzwischen ist Tostedt überregional für seine aktive Naziszene und den Neonaziladen bekannt. Doch in letzter Zeit wirkte es so, als ob es um die Szene vor Ort ruhig geworden wäre. Tatsächlich sind die Übergriffe, Einschüchterungsversuche und sonstige Aktivitäten seitens der Nazis deutlich zurück gegangen. Zurückzuführen ist diese Entwicklung in erster Linie auf die Aktivitäten des Antifa-Bündnis »Landfriedensbruch«, dem öffentlichen Druck durch die Presse und den zahlreichen Vorstrafen und Gerichtsprozesse gegen die Kader der Szene. Seit ein paar Wochen jedoch melden die örtlichen Antifaschist_Innen wieder vermehrte Aktionen der Neonazis. Jetzt wurde auch eine Auto eines Antifas angezündet.


 

In der Nacht vom 2. auf den 3. September wurde das Auto eines bekannten Antifaschisten angezündet. Die Neonazis probierten auf dem Hof einer linken Wohngemeinschaft zunächst die Frontscheibe mit einem Stein einzuwerfen. Als dies nicht gelang, warfen sie die Seitenscheibe ein und entzündeten den Sitz. Bereits in den Abendstunden des 2. September kam es zu einer Auseinandersetzung auf dem Dorfplatz am Sande. Eine Gruppe von ca. 10-15 Neonazis versuchte eine Gruppe von vier Antifaschist_innen und alternativen Jugendlichen anzugreifen. Die vier konnten den Angriff abwehren und die Nazis in die Flucht jagen.
Im Verlauf der letzten Woche gab mehrere Mobilisierungsaktionen für die nächste antifaschistische Kundgebung am 10. September in Tostedt. In der Innenstadt sind massiv Plakate dafür aufgetaucht und es wurden regelmäßig Flyer verteilt.
Das abgefackelte Auto ist als Racheakt auf die Aktivitäten der örtlichen Antifaszene zu verstehen. Schon vor ein paar Wochen wurde das Auto von Nazis großflächig zerkratzt. Bei einem anderen wurde der Außenspiegel abgetreten, zusammen mit der Drohung, dass es »beim nächsten mal mehr als nur der Außenspiegel« sein würde.

 

Offensichtlich setzen die Tostedter Neonazis ihre gewaltätigen Übergriffe nun fort. Die beiden Neonazis Fabian Rath und Mattes Wehber lauerten einem bekannten Antifaschisten auf dem Weg zu seiner Arbeit auf, griffen ihn an und probierten ihm einen glühenden Zigarettenstummel ins Gesicht zu drücken. Der gleiche Antifaschist war bereits öfters das Ziel von Einschüchterungsversuchen, regelmäßig wird er von Neonazis bedrängt und bedroht. Bei einem Versuch ihn abzufangen, traf ein Neonazi auf eine Gruppe Antifaschist_Innen die ihn erfolgreich in die Flucht schlagen konnten. Anstatt sich Unterstützung bei einem Gleichgesinnten zu suchen, rief er seine Mutter, welche ihn aus der missgünstigen Lage befreien sollte. Die Beiden verständigten die Polizei und zeigten die solidarischen Antifas an. Wie durch ein Wunder ist dem Antifaschisten bisher nicht mehr passiert als blaue Flecken und Schürfwunden.
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich ein paar Wochen später. Mattes Wehber traf in der Tostedter Innenstadt auf eine Gruppe Antifas, er wurde lediglich angepöbelt. Daraus machte er einen Angriff und einen »Hausbesuch«, er schickte seinen Vater (überzeugter Nationalist) vor, um einen benachbarten Antifaschisten einzuschüchtern. Der Vater, sowie wenig später Mattes wurden konsequent vom Hof argumentiert. Auf einem Dorffest in der Nähe von Tostedt fingen Nachwuchs Nazis (aus dem Umfeld des »Nationalen Widerstand Tostedt«) an, eine Gruppe Antifaschist_Innen zu beschimpfen und sie kurze Zeit später mit Flaschen und Steinen zu bewerfen. Nur durch konsequenten Widerstand gelang es den Genoss_Innen die Nazis vom Fest zu jagen. Wenige Tage später wurden zwei vermummte Neonazis bei einem Angriff auf eine linke Wohngemeinschaft überrascht und in die Flucht geschlagen.

 

Im nahe gelegenen Buchholz wurde ein Kandidat für die Kommunalwahl der Partei »Die Linke« von dem Tostedter Neonazi Fabian Rath angegriffen. Dabei schlug dieser dem jungen Linken mehrfach ins Gesicht und versuchte mit einem Springmesser auf ihn ein zu stechen. Einen Tag später wurden zwei weitere linke Jugendliche in Buchholz von Tostedter Neonazis angegriffen und ebenfalls mehrfach ins Gesicht geschlagen. Sie kamen glücklicherweise mit Platzwunden und blauen Flecken davon.
Die Beiden stellten Anzeige bei der Polizei. Woraufhin es zu einer Durchsuchung des Elternhauses von Fabian Rath kam. In seinem Zimmer wurden verschiedene Waffen gefunden, u.a. ein Kampfmesser von der Bundeswehr und Gaspistolen. Bei einer anderen Kontrolle durchsuchten Polizeibeamte das Auto von Rath, dabei stießen sie auf ein Springmesser und eine Axt. Rath ist bereits zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Nach der neuen Anzeige und erdrückenden Beweisen, sieht es im Moment nach einer mehrjährigen Haftstrafe für den 19-jährigen aus. Anstatt sich zurückzuhalten, macht Rath munter weiter. In der Diskothek Padam in Riepe bedrohte er zusammen mit einem anderen Nazi drei junge Antifas mit einem Messer und den Worten: «Ich geh eh in Knast, da kann ich euch auch abstechen.«
Auf einem Abschlussball wurde ein Antifaschist von Nazis bedroht, eingeschüchtert und gejagt. Dabei versuchten Neonazis, allen voran Christoph Rehm, dem Schüler seine Buttons zu entwenden. Nur durch entschlossenes Handeln konnte schlimmeres verhindert werden.

 

Auch vor potenziell tödlichen Anschlägen machen die Nazis im Landkreis Harburg keinen Halt. In der Nacht zum 21. August 2011 wurden die Radmuttern an einem Fahrzeug einer aktiven Antifaschistin gelöst. Diese ist ebenfalls eine Kandidatin der Partei „Die Linke“. Glücklicherwiese entdeckte sie die Manipulation am Fahrzeug, als sie während der Fahrt ein Klappern hörte.

 

Zum Todestag von Rudolf Hess planten die „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) um Kevin Arbeit aus Wiegersen und der »NW Tostedt« eine Spontandemonstration in Buxtehude. Die geplante Aktion wurde von ca. 30 Antifaschist_Innen erfolgreich verhindert. Geplant war ein “Fackelmarsch” durch in Innenstadt Buxtehudes, am Abend des 17. August 2011. Allein die Anwesenheit der Antifas jagte den Organisatoren um Kevin Arbeit solch einen Schrecken ein, dass sie auf ihren Fahrrädern gleich wieder die Heimreise antraten. Mehrere Autos von Tostedter Nazis – u.a. Bastian Dähnert – fuhren durch die Stadt, aber auch sie waren sichtlich mit der Situation überfordert. Für die Neonazis war es ein herber Rückschlag, dass eine konspirativ organisierte Aktion von aktiven Antifaschist_innen verhindert werden konnte.

 

»Streetwear Tostedt«

 

Nach Auseinandersetzungen zu Pfingsten 2010 zwischen Tostedter Neonazis und Teilnehmer_Innen einer antifaschistischen Spontandemonstration, wurden mehrere Tostedter Neonazis wegen »Landfriedensbruch« verurteilt. U.a. Bastian Dähnert, Sebastian Stöber, Fabian Rath und Stefan Silar. Bei den Auseinandersetzungen an Pfingsten 2010 ging Stefan Silar mit einem gezückten Messer auf einen Antifaschisten los. Silar ist aktueller Betreiber des Neonaziladen »Streetwear Tostedt«, er ist bereits mehrfach vorbestraft, u.a. wegen Körperverletztung. 1992 wurde er wegen Totschlags zu einer 6-jährigen Haftstrafe verurteilt. Vor dem Amtsgericht Tostedt wurde er wegen »gefährlichen Landfriedensbruch« zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten ohne Bewährung verurteilt. Im Berufungsprozess von dem Gericht in Stade verringerte der Richter nach einer Absprache mit Silar und dessen Anwalt, das Strafmaß auf 12 Monate Freiheitsstrafe, ausgesetzt auf 5 Jahre zur Bewährung. Eine Bewährungsauflage beinhaltet die Schließung des Streetwear Tostedt, die von Silar selbst vorgeschlagen wurde. Eine Beamtin des Staatsschutzes sagte zugunsten Silars aus, so dass er eine positive Sozialprognose bekam. Und das obwohl Silar noch vor ein paar Wochen auf ein Auto mit vermeintlich linken Insassen gestürmt ist um sie körperlich anzugreifen. Dieser Vorfall ist den Repressionsbehörden bekannt, da der Vorfall sich abspielte während Bullen daneben standen. Zur gleichen Zeit fand eine Kundgebung der Kampange »Landfriedensbruch« unter dem Motto »Skaten gegen Nazis« am Bahnhof statt.
Mittlerweile ist Silar vor die nächste gerichtliche Instanz in Celle gezogen und hat wieder Berufung eingelegt. Damit will er erreichen, dass er seinen Laden auch weiterhin betreiben kann. Seine Einlassungen vor dem Landgericht Stade waren offensichtlich taktischer Natur, um den Richter und Staatsanwalt zu täuschen.
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr wie unfähig die staatlichen Repressionsbehörden bei dem Umgang mit der Naziszene sind. Es ist klar, dass diese Thematik nicht vom Staat weg gesperrt werden kann, vielmehr handelt es sich um ein gesellschaftliches Problem.

 

Tostedt rocken!

 

Das beste Mittel gegen Neonaziaktivitäten ist immer noch der antifaschistische Selbstschutz. Aus diesem Grund findet am 10. September eine antifaschistische Kundgebung mit LKW-Konzert in Tostedt statt. Bands und die Kampagne Landfriedensbruch wollen den Aufbau einer antifaschistischen Jugendkultur in Tostedt unterstützen und Räume für antifaschistische Strukturen schaffen.

 

Termine, Termine, Termine…

In der nächsten Zeit stehen einige aus antifaschistischer Sicht interessante Termine an: Am nächsten Wochenende beschäftigen wir uns in Kiel mit den aktuellen Auswüchsen rechter Gewalt und staatlicher Repression, am Freitag findet um 17 Uhr eine antifaschistische Kundgebung unter dem Motto „Solidarität mit allen Betroffenen staatlicher Repression und rechter Gewalt!“ statt und am Samstag eine im Kontext stehende Soliparty für eine Betroffene der repressiven Aktionen des Staates gegen den Widerstand gegen die jährlichen Naziaufmärsche in Dresden.
Den Aufruf zu unserer Kundgebung in Kiel findet ihr hier, die Party in der Alten Meierei, zu der der AK kritischer Studierender einlädt, steht unter dem Motto „Dresden Calling“, zu hören gibt es Electro- und Blakan-Beatz. Zu den §129-Ermittlungen gegen die antifaschistische Bewegung in Sachsen und Brandenburg gibt es viele Infos auf der Seite http://hundertneunundzwanzigev.blogsport.de und zu den Repressionsversuchen in Dresden natürlich unter http://dresden-nazifrei.com.  
Am 3. September stehen gleich zwei Termine mit überregionaler, bzw. bundesweiter Bedeutung für die antifaschistische Bewegung an: In Dortmund wollen Neonazis wieder zum so genannten „Nationalen Antikriegstag“ aufmarschieren, wogegen neben dem Alerta!-Bündnis, dessen Aufruf wir hier dokumentieren, auch die Bündnisse Dortmund stellt sich quer! und Dortmund Nazifrei mobilisieren.
Gleichzeitig steht in Schwerin die Abschlussdemonstration der antifaschistischen Kampagne Wake Up – Stand Up! an, die sich gegen den NPD-Wahlkampf und Nazi-Strukturen in Mecklenburg-Vorpommern richtet. Für alle Antifas, die nicht nach Dortmund fahren, heißt es daher die Genoss_innen in M-V zu unterstützen!
Da an diesem Tag aber auch das alljährliche antirassistische Rote-Hilfe-Fussballturnier auf dem Nordmarksportfeld stattfindet, können wir aus Kiel keine gemeinsame Anreise zu einer dieser Veranstaltungen organisieren, auch wenn wir dies natürlich sehr bedauern! Wir werden jedoch hier uns bekannte öffentliche gemeinsame Anreisepunkte aus Norddeutschland sowohl nach Schwerin als auch nach Dortmund bewerben.
Ankündigen können wir erfreulicherweise auch schon die nächsten zwei Termine des monatlichen Antifa-Cafés in der Alten Meierei: Am 8. September geht es um die bevorstehende Landtagswahl in Schleswig-Holstein und eine mögliche antifaschistische Kampagne gegen einen NPD-Wahlkampf und am 13. Oktober wird der Journalist Andreas Speit zum Thema „Mädelsache: Frauen in der Neonazi-Szene“ referieren.

NPD-Wahlkampf und Welle rechter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern

Seit letztem Montag ist es in Rostock und anderen Städten Mecklenburgs zu einer plötzlichen Welle rechter Angriffe gekommen. Die Kampagne “Wake Up – Stand Up! Keine Stimme den Nazis in MV!” ruft zur Solidarität mit den Betroffenen auf. Zugleich wendet sie sich gegen die Verharmlosung neonazistischer Gewalt und die Diffamierung der Opfer.
Die Kampagne berichtet auf ihrer Homepage über etliche Angriffe von Neonazis, die in den letzten Tagen stattgefunden haben.
“Rechte Propaganda und Präsenz soll nicht nur die Konkurrenz im Wahlkampf einschüchtern”, erklärt Hanna Wildt, Sprecherin der Kampagne “Wake Up – Stand Up! Keine Stimme den Nazis in MV!”. “Alle, die nicht in das beschränkte Weltbild der Neonazis passen, können Ziel rechter Gewalt werden. Um so wichtiger ist es, sich mit den Betroffenen solidarisch zu zeigen und nicht nur in den kommenden Wahlkampfwochen gegen Nazis aktiv zu werden.”
Mehr Infos gibt es auf der Homepage der Kampagne:
http://wakeup-standup.info/files/2011/06/aufkleber.jpg

UPDATE: Mach den Scheiß aus! „Kategorie C“ in Neumünster den Saft abdrehen!

UPDATE ZUR AKTUELLEN SITUATION:
Es gibt Informationen, denen zufolge der Auftritt von „Kategorie C“ am Samstag in Neumünster ausfällt und auf den 6. August verschoben wurde!
Bereits gestern berichtete Blick nach Rechts, dass das Konzert open-air in Wasbek-Bullenbek stattfinden sollte, dort wo es 2008 und 2009 von der „Titanic“ veranstaltete Fussballturniere gab und wo auch schon 2009 ein Auftritt von KC geplant war.
Die Antifa Neumünster hält für den Fall, das sich die Informationen zum Ausfall des Konzertes als falsch darstellen sollten an einer Mobilisierung nach Neumünster fest und ruft auch weiterhin dazu auf, am Samstag in die AJZ zu kommen!

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Zwei Poster in den Schaufenstern der Gaststätte Titanic (Wippendorfstraße) kündigen es schon seit Wochen an. Die rechte Bremer Hooligan-Band „Kategorie C – Hungrige Wölfe“ (KC) will am 23.7. in Neumünster auftreten.

Ihr neues Album heißt „Deutsche Jungs“ und ist seid neuestem auf dem Markt. Aus diesem Grund organisieren sie eine gleichnamige Tour quer durch Deutschland. Das Konzert in Neumünster wird jedoch im Gegensatz zu anderen Konzerten der Band nicht im Internet beworben.
Die Antifa Neumünster schreibt: „Das Konzert des selbsternannten „Staatsfeind Nr.1“ organisieren die Betreiber der Titanic, welche seit langem schon als Treffpunkt für Jung- und Altnazis gilt.
Wie immer gibt es im Vorfeld keine genaueren Angaben zur Location für den Tag, allerdings sprechen viele Gründe für die Titanic. Zum Einen wurde die Organisationsfähigkeit der Nazis durch jahrelangen Alkoholkonsum stark in Mitleidenschaft gezogen, sodass es für sie leichter ist ein Konzert in den eigenen vier Wänden zu organisieren. Zum Anderen spricht KC selbst von einer Tour in „kleinen & knackigen“ Locations.“

Der letzte Auftritt von „KC“ in Schleswig-Holstein war am 20.11.2010 in Bönningstedt/Kreis Pinneberg. Im April 2008 trat die Band im Kieler Rotlichtviertel vor ca. 150 ZuschauerInnen im BAM auf. Damals gaben sich „unpolitische“ Fans der Band, Rocker, Hooligans und etliche Neonazis die Klinke in die Hand. Ein ähnlich hässliches Gemisch aus KonzertbesucherInnen wird auch das Konzert in Neumünster anziehen, gilt die Titanic doch seit längerem als Treffpunkt für lokale Neonazis und Angehörige des Neumünsteraner Ablegers der „Bandidos“. Ein für 2009 in Neumünster geplantes „KC“ Konzert wurde im letzten Moment von der Veranstaltern abgesagt.  
Die Antifa Neumünster ruft auf: „Letztendlich ist es uns egal wo sie ihr Konzert veranstalten. Wir haben uns für den Tag bereit gemacht und die Leute aus der AJZ öffnen ab 15 Uhr die Türen für Antifas und stellen Essen und Trinken, Punk-Rock vom Plattenteller und Rückzugmöglichkeit. Außerdem treten um 20 Uhr Not Now auf, die uns musikalisch und auf ihre Art unterstützen. Durch die günstige Lage empfehlen wir allen, sollten sie nicht schon was sinnvolleres vorhaben, zur AJZ zu kommen. Diese liegt unmittelbar am Bahnhof, so dass wir auf dem anliegenden Postparkplatz deutlich Präsenz zeigen können. Außerdem ist die Titanic nur zwei Straßen weit entfernt.“
Also:
Kommt am 23.7. ab 15 Uhr nach Neumünster zur AJZ!
„Kategorie C“ das Mikro klauen!
Keine Aktionsräume für Nazis!

Checkt http://antifanms.blogsport.de/ für aktuelle Infos!
Weitere Infos über die Band „Kategorie C“:
Panorama Beitrag (Juni 2011)
Wikipedia
Turn it down!
Netz-gegen-Nazis.de
http://antifanms.blogsport.de/images/859fb80182f2d5f347a16b7c13d974e2_large.jpg

Aufruf: Antifaschistische Kundgebung gegen schlechte Scherze in Kiel-Friedrichsort

Samstag | 18.6.11 | 12 Uhr
Friedrichsorter Str./Bushaltestelle Brauner Berg

Etwas unglaubliches scheint in Friedrichsort passiert zu sein, denn hier hat sich die lokale Neonazi-Szene angeblich in Luft aufgelöst. Der stellvertretende Leiter der Polizeistation in Friedrichsort hat auf einer Sitzung des Ortsbeirates am 9. März deshalb „Entwarnung“ gegeben, die Kieler Nachrichten greifen die Geschichte in gewohnter Manier auf.

Dass das verharmlosen von Neonazi-Aktivitäten in Kiel traurige Tradition ist, haben wir in den letzten Jahren schon das eine oder andere Mal feststellen müssen, z.B. im Zusammenhang mit der antifaschistischen Meierei-Demo im März 2010. Mit einem am 11. März 2011 veröffentlichten Artikel über die „Kriminalitätsstatistik für Friedrichsort“ setzen KN und Kieler Polizei diese Linie unverändert fort.

Nachdem in dem Artikel festgestellt wird, dass „Straftaten mit rechtsextremen Hintergrund“ den Stadtteil Friedrichsort „im vergangenen Jahr erschüttert […]“ haben und es „<<jede Menge>> rechtsextrem motivierter Taten – wie das Bekleben und Besprühen von Gebäuden“ gab, behauptet der stellvertretende Leiter der Polizeistation in Friedrichsort Rohwer nun, dass diese Taten „alle auf das Konto eines Mannes“ gingen, „der inzwischen nach Eutin zurückgezogen sei, wo die Taten jetzt weitergingen“. Weiter heißt es, dass seitdem „in Friedrichsort von rechter Seite nichts mehr passiert“ ist. (Alle Zitate aus dem KN Artikel vom 11.3.2011)

Mehr als nur ein schlechter Scherz!

Während die Feststellung, dass Friedrichsort im letzten Jahr ein lokaler Brennpunkt von Neonaziaktivitäten war und es dieses Jahr bisher vergleichsweise ruhig ist soweit stimmt, ist die Behauptung, dass alle Taten von nur einer Person begangen wurden und es seit dem dort „ruhig“ ist eine reine Farce! Wir wissen von Einschüchterungsversuchen und Angriffen Friedrichsorter Neonazis gegenüber Jugendlichen, welche durch ihr Aussehen oder Äußerungen zum Ziel wurden, und das leider auch wieder im Jahr 2011. Des weiteren wurden Ende März in Friedrichsort Plakate für den Neonazi-Aufmarsch am 26.3.11 in Lübeck verklebt. Wahrscheinlich von einer einzigen Person, die dafür extra alleine von Eutin nach Kiel-Friedrichsort gefahren ist…

Die „Entwarnung“ der Polizei und die Aussage des Artikels, dass sich das Naziproblem in Friedrichsort erledigt hat, ist eine dreiste Verharmlosung der Situation und entspricht nicht der Wahrheit. Sie passt allerdings in ein bekanntes Schema, neonazistische Aktivitäten als Taten von Einzelpersonen oder als Jugendproblem darzustellen. Die Existenz einer organisierten Struktur wird geleugnet in der Sorge um das Image des eigenen Ortes. Der Umstand, dass sich die Neonazis in Friedrichsort im Moment zurückhalten, heißt noch lange nicht, dass es sie nicht mehr gibt.

Wir wollen mit der Kundgebung die Verharmlosung von Neonazi-Aktivitäten durch Polizei und Kieler Nachrichten in Friedrichsort thematisieren. Wir laden alle Menschen dazu ein, sich zu informieren, diskutieren und aktiv zu werden!

Keinen Milimeter den Nazis! Entfernt ihre Propaganda wo ihr sie seht!
Für einen konsequenten Antifaschismus – gegen die Totschweigetaktik von Polizei und KN!