Aufruf 17.5.08: Spontaner Antifa-Sit-In gegen erneutes Nazikonzert in Kiel

Auf einschlägigen Internetseiten wird für den heutigen Samstag, 17.5.08, ein Konzert der Neonazibands „V-Punk“ und „Territorium“ sowie einer Überraschungsband in der Kneipe B.A.M im Kieler Rotlichtviertel beworben. Dies ist das zweite Nazikonzert innerhalb von nur wenigen Wochen in Kiel. Bereits am 12.4. spielten im vom „V-Punk“-Sänger Zeljko Topic betriebenen B.A.M die Bremer Nazi-Hool Band „Kategorie C/Hungrige Wölfe“ vor ca. 150 BesucherInnen.

An diesem Abend waren in der Kieler Innenstadt größere Gruppen Neonazis unterwegs, die BesucherInnen kamen teilweise mit den Zügen aus Hamburg und Lübeck, andere kamen mit Autos und Kieler Nazis waren häufiger zu Fuß unterwegs. AntifaschistInnen schätzten die Lage als bedrohlich ein, die Polizei war nicht sichtbar präsent und es kam immer wieder zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen Antifas und Nazis vom Konzert. Das Konzert im B.A.M konnte leider störungsfrei stattfinden.

Am 12.4. trat Topic nur als Organisator auf, am Samstagabend spielen er und seine Band gleich selber. Die Kieler Band „V-Punk“ versucht immer wieder sich als unpolitisch oder gar als echte Punkband darzustellen. Doch seit ihrer Gründung 1996 entwickelte sich die Band immer mehr zur Nazi-Gruppe. Gaben zu Beginn vor allem die durchweg rechten Fans Anlass zur Besorgnis, so ist es seit März 2001 auch die Band selbst. Am 7. April 2001 sollte die Gruppe zusammen mit der Blood & Honour-Band Kraftschlag in Kiel auftreten, was aber die Polizei verhinderte. Des weiteren steuerten „V-Punk“ einen musikalischen Beitrag für einen Sampler der Nazikneipe „Club 88“ in Neumünster bei. Die Band „Territorium“ hat in ihrem Repertoire eindeutig antisemitische Texte und trat zuletzt bei Neonazikonzerten in Hamburg und Neufeld/Dithmarschen auf.

Zeljko Topic scheint seine Position in der Kieler Rotlichtszene nun dazu zu nutzen, Nazikonzerte in einem relativ sicheren und ungestörten Umfeld in Kiel zu ermöglichen. Dies war lange Zeit nicht möglich, die Nazis mussten ihre Konzerte immer relativ konspirativ organisieren, da mit der Anwesenheit von Polizei und GegendemonstrantInnen zu rechnen war. Mit der öffentlichen Ankündigung im Internet beweist Topic, dass er anscheinend keine Bedenken darin sieht, Nazikonzerte in der Kieler Innenstadt durchzuführen. So ist auch an diesem Abend wieder mit größern Gruppen Neonazis in der Innenstadt und im Hafenviertel zu rechnen.

In den letzten Wochen trat die Kieler Naziszene mit mehreren Angriffen auf linke Einrichtungen in Erscheinung. Gingen die Auseinandersetzungen zuerst um ein von NPD-Kandidaten bewohntes Haus und Gegenaktionen von Nazis in Gaarden, weiteten sich die rechten Anschläge schnell auf das ganze Stadtgebiet aus, sie attackierten alles was sie irgendwie als links definierten und brüsteten sich mit „hervorragender“ Anti-Antifa Arbeit… Antifaschisitsche Aktivitäten ließen nicht lange auf sich warten und es gab mehrere direkte Aktionen gegen das Haus in der Preetzer Straße sowie zwei antifaschistische Demonstrationen mit 250 bzw. 600 TeilnehmerInnen. Für die Nazis gilt Kiel als „heisses Pflaster“, auf dem ihre öffentlichen Auftritte regelmässig in unkoordinierten Rückzügen oder Abbrüchen enden. Die Konzerte im B.A.M scheinen für sie allerdings ein sicherer Rückzugsraum zu sein. Nach den positiven Erfahrungen der letzten Wochen sollte es für AntifaschistInnen ein wichtiges Anliegen sein, langfristig zu verhindern dass es (wieder) regelmäßig Neonazikonzerte in Kiel gibt.

Um einen ersten Schritt in diese Richtung zu gehen, finden wir es trotz aller Kurzfristigkeit wichtig, dass das heutige Nazikonzert nicht gänzlich ohne öffentlichen Widerspruch bleibt. Damit den Nazis zumindest die Anreise etwas erschwert wird und sie sich nicht völlig selbstverständlich durch die Stadt bewegen können, rufen wir für heute Abend um 18 Uhr dazu auf, mit einem spontanen Antifa-Sit-In am Kieler Hauptbahnhof Präsenz in der Innenstadt zu zeigen.

Gebt die Infos weiter, kommt zahlreich und passt auf Euch auf!
Keinen Millimeter den Nazis. Niemals und nirgendwo!

HEUTE, Sa., 17. Mai 2008:
Spontaner Antifa-Sit-In gegen das Nazikonzert in Kiel
18 Uhr, Hauptbahnhof (Kaisertreppe, Ausgang Richtung Gaarden)

PRESSEMITTEILUNG der Anti-Nazi-Koordination Kiel, 03.05.2008

– 700 TeilnehmerInnen auf antifaschistischer Demonstration in Kiel-Gaarden

– Veranstaltung konnte zur unabhängigen Aufklärung der Gaardener Bevölkerung über das ungewohnt offensive Auftreten Kieler Neonazis in den vergangenen Wochen beitragen

– Julia Schmidt (Anti-Nazi-Koordination Kiel): „Für alle ist unmissverständlich sichtbar geworden: Das Polizeimärchen vom „Bandenkrieg“ ist eine Lüge. In Kiel findet vielmehr eine breite politische Auseinandersetzung mit der erstarkenden Neonaziszene statt.“

Am Sa., 03. Mai 2008 fand im Kieler Stadtteil Gaarden am frühen Nachmittag bei bestem Wetter und ausgelassener Stimmung eine antifaschistische Demonstration unter dem Motto „Aktiv gegen Nazis in Gaarden und anderswo! Weg mit allen Naziwohnungen. Für ein solidarisches Miteinander aller Menschen.“ statt, die von der „Anti-Nazi-Koordination Kiel“ organisiert wurde. An der Demo nahmen zeitweise 700 Menschen teil und sie setzte sich aus unterschiedlichen Spektren zusammen. So beteiligten sich neben zahlreichen Gaardener AnwohnerInnen und Kieler AntifaschistInnen auch MigrantInnenorganisationen sowie autonome Antifas aus ganz Schleswig-Holstein und Hamburg an der Veranstaltung. Der Zug bewegte sich nach einer Auftaktkundgebung in türkischer und deutscher Sprache vom Alfons-Jonas-Platz durch den gesamten Stadtteil und löste sich mit einer Abschlusskundgebung auf dem Vinetaplatz auf. In Sichtweite eines Hauses in der Preetzer Str., in dem bis vor knapp zwei Wochen die NPD-Kommunalwahlkandidaten Nils Hollm und Thomas Krüger wohnten und das Anlass und Ausgangspunkt zahlreicher Konflikte zwischen AntifaschistInnen und Neonazis war, deren Höhepunkt das Wochenende um den Geburtstag Adolf Hitlers am 20. April war, wurde eine Zwischenkundgebung abgehalten. In verschiedenen Redebeiträgen wurde darauf hingewiesen, dass noch immer viele Neonazis in Gaarden leben, darunter auch eine weitere NPD-Kandidatin. Außerdem wurde dazu aufgefordert, sich in antifaschistischen Zusammenhängen zu organisieren und den Widerstand gegen Rassismus, Nationalismus und die Aktivität der Naziszene im ganzen Stadtgebiet und darüber hinaus fortzusetzen.

Hintergrund der Aktion war das ungewöhnlich offensive Auftreten Kieler Neonazis in den vergangenen Wochen. So wurden in der Woche vom 16.-22. April vor allem gegen linke und alternative Projekte und Läden nächtliche Angriffe durch Neonazis verübt und lokale AntifaschistInnen beobachten eine verstärkte Präsenz von Neonazis auf Kieler Straßen und eine Zunahme rechter Übergriffe. Kieler AntifaschistInnen reagierten darauf mit vielfältigen Aktionen, die bisher zumindest den Auszug der NPD-Kandidaten aus der Preetzer Str. bewirken konnten.
Die heutige Demo verstand sich als Teil einer angelaufenen unabhängigen Öffentlichkeitskampagne Kieler AntifaschistInnen. Diese war nötig geworden, nachdem über die jüngsten Ereignisse in den lokalen Medien auf anraten von Polizei und Staatsanwaltschaft bisher weitestgehend nicht berichtet wurde.
Als positiv bewerteten die VeranstalterInnen auch die zahlreichen zustimmenden Gesten von PassantInnen und aus Wohnungen am Rande der Demoroute.

Julia Schmidt von der Anti-Nazi-Koordination Kiel: „Die höchsterfreuliche Resonanz trotz des recht kurzen Mobilisierungszeitraums und vor allem die Breite des TeilnehmerInnenspektrums hat unmissverständlich klar gemacht: Es handelt sich bei den Ereignissen der vergangenen Wochen auf Kiels Straßen keinesfalls um so etwas wie einen Bandenkrieg, wie es die Polizei dreist behauptet. Vielmehr sind ganz offensichtlich viele unterschiedliche Menschen ob der erstarkenden Naziszene in Kiel empört und bereit, sich diesen Entwicklungen entschlossen entgegenzustellen. Wir alle wissen, dass das Totschweigen der Naziproblematik die Nazis immer weiter erstarken lässt und nur die selbstbewusste politische Auseinandersetzung auf verschiedenen Ebenen eine angemessene Antwort sein kann. Dies werden nach dem heutigen gemeinsamen symbolischen Ausdruck dieser Überzeugung von hunderten Menschen hoffentlich auch die lokalen MedienvertreterInnen nachvollziehen können. Wir denken, dass sie sich nun endlich über die Nachrichtensperre der Kieler Polizei und Staatsanwaltschaft hinwegsetzen.“

Auch für die nächsten Wochen kündigen AntifaschistInnen eine weitere Thematisierung von Kiels Naziproblem an. Neben dem Widerstand gegen die zu erwartende nationalsozialistische Hetze im Zuge des angelaufenen NPD-Wahlkampfes, soll u.a. eine weitere antifaschistische Demonstration in Kiel stattfinden, die für den 24. Mai in angekündigt ist.

Indymedia Artikel zum Tag

Aufruf 3.5.08: Aktiv gegen Nazis in Gaarden und anderswo!

Nazis in Kiel geben sich offensiv.
Im April griffen Neonazis mehrfach linke und alternative Zentren, Wohnungen und Läden im gesamten Kieler Stadtgebiet an. Zeitweise wurden fast jede Nacht Scheiben oder anderes zerstört. Die Lage spitzt sich zu. Neu ist das Problem mit den Nazis allerdings nicht. In den letzten Monaten sind die Nazis immer dreister geworden. Sie verbreiten ihre dreckige, faschistische Propaganda durch Aufkleber und Plakate im Kieler Stadtgebiet, ihre öffentliche Präsenz auf den Straßen von Gaarden und ganz Kiel nimmt zu.
Der bereits wegen Waffenhandels und schwerer Körperverletzung verurteilte Kadernazi Peter B. hat sich schon im letzten Dezember ausgerechnet im migrantisch und subkulturell geprägten Gaarden niedergelassen. Allerdings ließ ihn die antifaschistische Stimmung um ihn herum schon nach wenigen Tagen wieder ausziehen…
In der Preetzer Straße 11a wohnten die Kommunalwahlkandidaten der neofaschistischen NPD, Nils Hollm und Thomas Krüger zusammen mit einigen anderen Nazis. Peter B. und Krüger haben schon vor Jahren zusammen Einbrüche begangen um (nach eigenen Angaben) ihre politischen Machenschaften zu finanzieren.
Die Schlägerbande um Krüger, Hollm und Peter B. sind wohl zusammen mit einer Gruppe „autonomer“ Neonazis aus der Wik, verantwortlich für die aktuelle Serie nächtlicher Übergriffe im gesamten Stadtgebiet. Sie prahlen im Internet selbst damit herum und wurden teilweise auch bei ihren Aktionen gesehen. Am Wochenende um Adolf Hitlers Geburtstag(20.April) feierten und posierten sie noch betont selbstsicher, jedoch unter starkem Polizeischutz vor ihrem Haus. Der Widerstand gegen ihre Anwesenheit, in Form von Demonstrationen und anderen deutlichen Aktionen, hat sie aber wohl doch beeindruckt. Inzwischen haben auch die Nazis aus der Preetzer Str. 11a Gaarden wieder verlassen…
Es ist an der Zeit, auch den anderen Nazis deutlich zu zeigen, dass sie unerwünscht sind. SS-Fahnen in Wohnungen, laute Nazimusik, „national-„befreite“-Zone“ auf Gaardener Hauswände geschmiert und die vielen weiteren Provokationen sind nicht hinnehmbar!
Diese Zustände sind leider keine auf Kiel beschränkte Erscheinung. Es gibt schon genug Städte und Regionen, in denen die massive Präsenz von Faschisten zur bitteren Normalität gehört und die die Nazis selbst als „national-befreite Zonen“ bezeichnen, da Menschen, die den Nazis nicht ins Konzept passen, sich dort nicht mehr hintrauen können. Doch auch außerhalb dieser Gegenden werden Neonazis zunehmend aktiver, sichtbarer und damit noch unerträglicher.

Die NPD tritt zur Kommunalwahl am 25. Mai in allen Kieler Bezirken an. Die Partei gibt sich in der Öffentlichkeit eher bürgerlich und demokratisch um von den rassistischen Vorurteilen und nationalistischen Stimmungen innerhalb der deutschen Gesellschaft zu profitieren. In Wirklichkeit ist die NPD allerdings eine Partei, die sich bewusst in die Tradition des massenmörderischen Nationalsozialismus stellt. Kurz gesagt: Wenn die NPD bei Wahlen viele Stimmen erhält, dann verbessert sich ihre finanzielle Situation, sie können ihre agressive, faschistische Ideologie besser verbreiten und ihre Strukturen ausbauen. Im schlechtesten Fall sitzen sie sogar in den Parlamenten.
Die Eskapaden von Nils Hollm, Thomas Krüger und ihren Freunden scheinen nicht so ganz in den NPD Wahlkampf zu passen. Trotzdem sind sie Kandidaten dieser Partei und offenbaren damit wieder einmal eindrucksvoll das wahre Gesicht der NPD.

Solidarisch aufstehen gegen Nazistrukturen in Gaarden!
Das offensive Vorgehen der Nazis in Kiel und die Existenz eines öffentlich zu erkennenden Nazihauses sind deutliche Zeichen, dass es dringend nötig ist, die Nazis wieder dort hin zu verweisen, wo sie hingehören: in die Defensive und noch viel weiter zurück.
Die Ideologie der Nazis führt zu Unterdrückung, Terror und Mord und richtet sich gegen alle, die nicht in dieses menschenverachtende Weltbild passen oder nicht passen wollen. Und gerade in Gaarden sind das große Teile der hier lebenden Menschen. Wenn wir verhindern wollen, dass sich die Naziszene in Kiel ungestört entfaltet, dann müssen wir selbst zusammen aktiv werden. Die Polizei schweigt zu den Geschehnissen. KN, NDR und die anderen öffentlichen Medien folgen brav diesem Beispiel. Deshalb müssen wir selbst dafür sorgen, dass ALLE wissen, was hier vor sich geht. Zu diesem Zweck und um den Nazis das Leben zu erschweren planen wir am Sa., den 3.Mai eine antifaschistische Demonstration in Gaarden. Wir laden alle Menschen, die der bedrohlichen Präsenz der Faschisten etwas entgegensetzen wollen, zu dieser Demonstration ein.
Am 24. Mai ist eine weitere breite antifaschistische Demo gegen den NPD Wahlkampf und die jüngsten Naziaktivitäten geplant. Also, kommt zur Demo, erzählt euren FreundInnen und Familien davon und bringt die auch gleich mit. Gebt die Informationen weiter.

Gemeinsam aktiv werden gegen Nazis! – nicht nur in Gaarden, nicht nur im Wahlkampf!
Weg mit allen Naziwohnungen! Für ein solidarisches Miteinander aller Menschen!

Antifaschistische Demonstration in Gaarden:
Sa., 03. Mai / 12 Uhr / Alfons-Jonas-Platz

Anti-Nazi-Koordination Kiel

PRESSEMITTEILUNG der Anti-Nazi-Koordination Kiel, 30.04.2008

– Antifaschistische Demonstration durch Gaarden anlässlich des offensiven Auftretens von Neonazis in Kiel am Sa., 03.05.08

– Demo ist Bestandteil einer unabhängigen Öffentlichkeits- und Sensibilisierungskampagne Kieler AntifaschistInnen

– Julia Schmidt (Anti-Nazi-Koordination Kiel): „Während Lokalmedien das Naziproblem bisher totschweigen, leisten entschlossene AntifaschistInnen erfolgreichen Widerstand. Diesen gilt es gemeinsam weiterzuentwickeln.“

Am Sa., 03. Mai 2008 wird um 12 Uhr eine antifaschistische Demonstration vom Alfons-Jonas-Platz starten und sich anschließend durch den Stadtteil Kiel-Gaarden bewegen. Hintergrund der Aktion, die von Gruppen aus dem linken Spektrum organisiert und von zahlreichen Organisationen, Vereinen und Projekten unterstützt wird, ist das für Kiel bisher ungewöhnlich offensive Auftreten von Neonazis ausgerechnet zum beginnenden Kommunalwahlkampf der neofaschistischen NPD in den vergangenen Wochen.
Höhepunkt dieser Entwicklung war die Woche vom 16.-22. April, als es beinahe jede Nacht zu Angriffen auf linke und alternative Läden, Wohnprojekte und Zentren kam. Zeitgleich quartierten sich in einem Wohnhaus in der Preetzer Str. 11a bei den beiden NPD-Kommunalwahlkandidaten Nils Hollm und Thomas Krüger ein Wochenende lang bis zu 30 Neonazis aus ganz Schleswig-Holstein ein, um unter dem Schutz eines Großaufgebots Polizei in den Geburtstag Adolf Hitlers hinein zu feiern, Reichkriegsfahnen aus den Fenstern zu hängen und ein Bedrohungsszenario für weite Teile der Gaardener Bevölkerung aufzubauen. Auf das Konto dieses Spektrums gehen mutmaßlich auch die nächtlichen Angriffe. Gipfel dieser Nazi-Präsenz im migrantisch und subkulturell geprägten Gaarden waren schwere Auseinandersetzungen vor dem Haus zwischen TeilnehmerInnen einer antifaschistischen Spontandemo und den dort anwesenden Neonazis in der Nacht des Freitags, 18. April.
Dank der entschlossenen und vielfältigen Gegenwehr Kieler AntifaschistInnen haben die beiden Neonazis mittlerweile ihre Wohnungen in der Preetzer Str. räumen müssen.

In den lokalen Medien wurde bisher trotz des zwischenzeitlichen Ausnahmezustands auf Gaardens Straßen, der fast nächtlichen neonazististischen Attacken und der umfassenden antifaschistischen Öffentlichkeitsarbeit kein Wort über die Vorgänge verloren. Der Zweck der Demonstration ist es daher, die Menschen im Stadtteil über die zunehmende Bedrohung durch Neonazis in Kiel aufzuklären, zu sensibilisieren und gemeinsam ein klares Zeichen gegen Nazis im Viertel und darüber hinaus zu setzen. Sie reiht sich ein in eine anlaufende Öffentlichkeitskampagne im ganzen Stadtgebiet. So wurden in den vergangenen Tagen tausende, teils mehrsprachige Flugblätter in verschiedenen Stadtteilen Kiels verteilt, um über die ignorierten Ereignisse informieren. Weitere antifaschistische Aktionen sind in Planung.

Julia Schmidt von der Anti-Nazi-Koordination Kiel: „Wir werden mit vielen unterschiedlichen Menschen in Gaarden auf die Straße gehen um unüberhörbar darüber aufzuklären, was die lokalen Medien in Kiel auf Anraten von Polizei und Staatsanwaltschaft bisher bewusst totgeschwiegen haben: Eine neue Dimension der Bedrohung durch Neonazis. Denn wir wissen, dass das Neonazismusproblem nicht etwa durch Verschweigen gelöst werden kann, sondern durch das offene Thematisieren, die politische Auseinandersetzung und den kompromisslosen Widerstand dagegen. Da wir damit offensichtlich auf niemanden anders zählen können als auf uns selbst, wollen wir dazu motivieren, den antifaschistischen Kampf gemeinsam mit allen Betroffenen und anderen NazigegnerInnen zu organisieren und in aller Breite zu führen. Dass wir damit erfolgreich sein können, wenn wir entschlossen und solidarisch vorgehen, zeigt das schnelle Ende des Nazihauses in der Preetzer Str. 11a.“

PRESSEMITTEILUNG der Anti-Nazi-Koordination Kiel, 22.04.2008

– Serie von neonazistischen Angriffen geht weiter
– Kieler NazigegnerInnnen verurteilen Nachrichtensperre der Staatsanwaltschaft
– Unabhängige antifaschistische Öffentlichkeitsoffensive angekündigt

Die jüngsten nächtlichen Angriffe auf linke Läden in Kiel dauern auch einige Tage nach dem ersten Vorfall in der letzten Woche weiterhin an: In der Nacht zu Montag zerstörten Unbekannte die Fensterscheiben des Buchladens „Zapata“ im Jungfernstieg. In der Nacht zu Dienstag wurden Fenster einer Wohnung und einer Anwaltskanzlei in der Schweffelstraße eingeworfen. Julia Schmidt von der Anti-Nazi-Koordination Kiel: „Diese Angriffe stehen in einer Reihe mit den Attacken der letzten Woche. Nachdem bereits das u.a. das Hausprojekt „Dampfziegelei“ in der Wik, die „Alte Meierei“, der Kinderladen in der Hansastraße 48 und die „Arbeitslosenloseninitiative“ in Gaarden Ziel der Angriffe waren, haben sie nun weitere Projekte angegriffen, die nicht in ihr beschränktes Weltbild passen.“ Die NazigegnerInnen gehen davon aus, dass der Angriff eigentlich dem linken Initiativenzentrum in der Schweffelstraße gegolten hat und die TäterInnen sich lediglich in den Fenstern geirrt haben.

Schmidt: „Zu dem Angriff auf die Arbeitsloseninitiative haben sich Neonazis bereits im Internet bekannt. Auch zu den anderen Aktionen hat mittlerweile die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen, einen rechtsextremen Hintergrund kann niemand bestreiten. Vor diesem Hintergrund ist es unverständlich, dass es bisher keinerlei öffentliche Äußerungen von offizieller Seite gibt. Diese Angriffe richten sich gegen alle freiheitsliebenden Menschen dieser Stadt und sollten endlich ernst genommen werden. Von offizieller Seite ist dort scheinbar nichts zu erwarten, weshalb wir in den kommenden Wochen auf unabhängige antifaschistische Öffentlichkeitsarbeit setzen werden.“

AntifaschistInnen planen für die nächsten Wochen neben anderen öffentlichkeitswirksamen Aktionen zwei Demonstrationen anlässlich der Neonaziaktivitäten in Kiel. In den vergangenen Tagen war es außerdem zu zwei antifaschistischen Demonstrationen und heftigen Auseinandersetzungen zwischen AntifaschistInnen und Nazischlägern vor dem Haus der NPD-Wahlkandidaten Thomas Krüger und Nils Hollm in der Preetzer Str. 11a gekommen.

PRESSEMITTEILUNG der Anti-Nazi-Koordination Kiel, 20.04.2008

– 250 AntifaschistInnen demonstrieren von Gaarden in die Kieler Innenstadt gegen rechte Gewalt und den Wahlkampf der NPD
– Nacht auf Sonntag: 30 Neonazis feiern Hitlers Geburtstag in der Preetzer Str. 11
– Stimmungslage in der Stadt bleibt angespannt

Als weitere Reaktion auf die Reihe faschistischer Angriffe auf linke Kieler Objekte im Laufe der Woche, demonstrierten heute, dem 20.04.2008 etwa 250 Menschen. Das Motto der Demo war: „Null Toleranz für Nazis. Nicht in Deinem Viertel. Nicht auf unseren Straßen. Nirgendwo! Faschistische Strukturen aufdecken und bekämpfen! Den NPD-Wahlkampf gemeinsam lahm legen“. Die Demonstration zog lautstark vom Gaardener Vinetaplatz in die Kieler Innenstadt zum Asmus-Bremer-Platz. Im Zentrum des Protestes stand ein von zwei NPD-Kommunalwahlkandidaten und weiteren Neonazis bewohntes Haus in der Preetzer Str. 11 und der bevorstehenden NPD-Wahlkampf in Kiel. An der Kreuzung Preetzer Str./Schwedendamm wurde während einer Zwischenkundgebung in einem Redebeitrag auf die Bedeutung des Hauses hingewiesen.

Das Haus in der Preetzer Str., in dem zwei Kandidaten der neofaschistischen NPD zur bevorstehenden Kommunalwahl in Kiel, Thomas Krüger und Nils Hollm wohnen, war bereits in der Vergangenheit u.a. durch herausschallende Nazimusik und in den Fenstern hängende SS-Fahnen aufgefallen. Als es am vergangenen Freitag zu einer minutenlangen Straßenschlacht zwischen TeilnehmerInnen einer antifaschistischen Spontandemo anlässlich der vorausgegangenen Naziattacken und im sowie vor dem Haus postierten Neonazis kam, darunter auch die beiden NPD-Kandidaten, erreichte der öffentliche Ausdruck der im Haus vertretenen neonazistischen Ideologie einen neuen Höhepunkt. Daran anknüpfend feierten im Haus in der vergangenen Nacht 30 Neonazis in den Geburtstag Adolf Hitlers hinein. Bewacht wurden sie dabei von einem massiven Polizeiaufgebot. Die Stimmung im Stadtteil war dementsprechend angespannt, die Lage blieb aber relativ ruhig. Es kam aber im gesamten Stadtgebiet vereinzelt wieder zu Übergriffen mit rechtem Hintergrund. Auch am heutigen Sonntag postierten sich wieder mehrere Neonazis vor dem Haus, weshalb mit einem Ende des Konfliktes zwischen dem Nazihaus und dem migrantisch und subkulturell geprägten Stadtteil Gaarden nicht zu rechnen ist.

Julia Schmidt von der Anti-Nazi-Koordination Kiel: „Unsere Demonstration mit ihrer für die Mobilisierungszeit von nur einem Tag höchst erfreulichen TeilnehmerInnenzahl deutlich gemacht, dass wir uns von den NPD-Kandidaten und ihren Nazifreunden in der Preetzer Str. 11 nicht einschüchtern lassen. Wir stehen solidarisch zusammen! Dies lässt uns gestärkt in die kommenden Aktionen gegen den Kommunalwahlkampf der NPD gehen. Diese Partei hat sich schon vor Beginn ihres Wahlkampfes einmal mehr als das gezeigt was sie ist: Eine Nazi-Partei mit allem was dazu gehört, faschistische Straßengewalt und menschenverachtende Propaganda. Sie wird es nun schwer haben, ihre biedere Verpackung noch irgendwem glaubhaft verkaufen zu können.“

PRESSEMITTEILUNG der Anti-Nazi-Koordination Kiel, 19.04.2008

– Die NPD hat ihrem Kommunalwahlkampf begonnen
– Serie von faschistischen Anschlägen in Kiel
– Auseinandersetzungen vor einem von NPD-Kandidaten bewohntem Haus
– AntifaschistInnen wollen Widerstand organisieren

In der Nacht vom 16. auf den 17. April kam zu gleich drei Anschlägen mit neonazistischem Hintergrund in Kiel: Unbekannte randalierten vor der Alten Meierei, Fahrräder wurden beschädigt und Lampen zerschlagen. Außerdem wurden an einer Privatwohnung die Fenster eingeschmissen. Auch an dem Kinderladen in der Hansastraße 48 in der gingen die Scheiben zu Bruch. Nach AugenzeugInnenberichten tauchten zwei bekannte, aggressiv auftretende Neonazis am darauf folgenden Tag im Hinterhof des alternativen Projektes auf, flohen aber, nachdem Anwohner auf sie aufmerksam geworden waren. In der Nacht auf Freitag wurden schließlich sämtliche Fensterscheiben der Räume der Arbeitsloseninitiative in der Gaardener Iltissstraße eingeschlagen. AnwohnerInnen berichten, sie hätten vier Neonazis dabei beobachtet.

Julia Schmidt von der Anti-Nazi-Koordination Kiel: „Die Nazi-Gewalt in der Stadt hat in der letzten Woche einen neuen Höhepunkt erreicht. Wir haben Hinweise, dass neben dem Personenkreis um den bekannten gewalttätigen Neonazi Peter B. auch Kreise der Kieler NPD etwas damit zu tun haben.“ Die rechtsradikale Partei hatte in den letzten Wochen wiederholt mit dem Verteilen von Flugblättern und „Schulhof-CDs“ Aufmerksamkeit erregt. Besonders brisant: Bereits zum Auftakt ihres Wahlkampfes zur Schleswig-Holsteinischen Landtagswahl im Jahr 2004 hatten sich NPD-Spitzenfunktionäre an einer brutalen Schlägerei in Steinburg beteiligt. Mehrere rechte Politiker waren in der Folge wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden.

Julia Schmidt: „Das Haus in der Preetzer Strasse 11a, in dem auch die NPD-Kandidaten Thomas Krüger und Nils Hollm wohnen, hat sich in der letzten Zeit zu einem Zentrum der Kieler Naziszene entwickelt. Mehrmals zogen sich Neonazis nach Aktionen dorthin zurück.“ In der Nacht von Freitag auf Samstag kam es vor dem Haus zu schweren Zusammenstößen zwischen TeilnehmerInnen einer antifaschistischen Spontandemo, die sich gegen die vorrausgegangenen Angriffe richtete und den dort anwesenden Neonazis. Augenzeugen wollen hierbei neben Peter B. auch Hollm und Krüger in einer Gruppe der ca. 15 Neonazis erkannt haben. „Uns wundert das überhaupt nicht“ so Schmidt. „Der scheinbar biedere Wahlkampf der NPD ist reine Fassade, dahinter stehen natürlich die gleichen Nazischläger, die sich sonst an rassistischen und faschistischen Angriffen beteiligen.“

Für Sonntag, 20.04. rufen antifaschistische und linke Gruppen zu einer antifaschistischen Demonstration gegen Nazigewalt und den Wahlkampf der NPD auf. Die Demonstration soll um 13 Uhr auf dem Vinetaplatz in Gaarden starten.

Auswertung der Antifaschistischen Aktivitäten am 29.3.08 in Lübeck (Autonome Linke, Hamburg)

Wir haben uns dazu entschlossen, diesen Tag noch einmal gründlich zu betrachten, weil es unserer Meinung nach einige Punkte gibt, an denen sich gut erkennen lässt, warum der Tag für die (autonome) antifaschistische Linke weit hinter den Erwartungen zurück geblieben ist. Dieser Text soll als solidarische Kritik verstanden werden. Wir erheben keinesfalls den Anspruch, die berühmte Weisheit mit den noch viel berühmteren Löffeln gefressen zu haben. Wir möchten an dieser Stelle betonen, dass wir Teile der Kritik, die wir in diesem Text äußern, auch an uns selbst richten.

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Eine Bilanz der Antirepressionsgruppe 1. April, April 2008

RUNDE AUGENGLÄSER, AUFGEWÄRMTE UND DER LINKENHASS DER GAARDENER POLIZEI
Viertägiger, politischer Prozess gegen Kieler Antifaschisten endet mit Verurteilung
Staatsanwältin Füssinger geht in Berufung und macht Rückzieher

Am Mittwoch, 21.11.2007 wurde ein Kieler Antifaschist vorm Amtsgericht nach einem viertägigen Prozess wegen der angeblichen gefährlichen Körperverletzung an einem Neonazischläger zu einer Geldstrafe von 150 Tagessätzen á 7,50 € (1125 €) verurteilt.
Anlass für den Prozesses war eine Auseinandersetzung zwischen stadtbekannten Neonazis und Antifaschisten am 01.04.2006 vor einem Gaardener Supermarkt. Die Verurteilung stützte sich dabei ausschließlich auf die Zeugenaussage eines bei der Auseinandersetzung anwesenden Begleiters der Neonazis und blendete die politisch motivierten einseitigen Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft zur Vorbereitung der Anklage aus.
Begleitet war der Prozess von Anfang bis Ende von einer überwältigenden Beteiligung an den antifaschistischen Solidaritätsaktionen innerhalb und außerhalb des Gerichtssaals. Zunächst drohte für den Frühsommer 2008 die Neuauflage des Prozesses vorm Landgericht, nachdem die Staatsanwältin Füssinger in Berufung gegangen war. Diese zog sie jedoch im Februar überraschend zurück, womit das Urteil vom November rechtskräftig geowrden ist.
Dies ist eine Zusammenfassung der Ereignisse im Herbst 2007 und davor und der Versuch einer politischen Einschätzung derer.

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11880 – Ein Rückblick und ein Ausblick. Nachbereitungspapier zu den antifaschistischen Aktionen im Herbst 2007 in Neumünster

Über Neumünster hört mensch normalerweise nicht viel Gutes. Das vielfältige und bekannte Naziproblem in Neumünster, ihre Strukturen wie der „Club 88“, die Übergriffe aus den Kneipen Titanic und Holstenbörse auf BesucherInnen der AJZ, ein landesweit überdurchschnittliches Wählerpotenzial für die NPD etc., sind nach wie vor vorhanden. Der „Club 88“ steht bei vielen Leuten als Synonym für die Stadt Neumünster, von antifaschistischer Arbeit und Widerstand hört mensch dagegen leider seltener. Dies soll allerdings kein einfaches Lippenbekenntnis gegen Nazis sein – es ist vielmehr eine Bestandsaufnahme eines akuten Problems…
Mit diesem Papier wollen wir die Ereignisse zum 11. „Club 88“ Geburtstag am 29. September und zum darauf folgenden Naziaufmarsch am 24. November 2007 aus unserer Sicht erklären. Wir wissen, dass Neumünster längst nicht die einzige Stadt mit einem Naziproblem ist, es ist aber auf der anderen Seite auch ein Paradebeispiel dafür, wie es im allgemeinen im Moment um autonome Antifapraxis bestellt ist, wie undefiniert unsere Bündnispolitik ist und welche Probleme damit einhergehen. Unser Anliegen ist es daher auch unseren Arbeitsprozess so weit wie möglich transparent und für alle nachvollziehbar zu machen. Mit der Perspektive auch nächstes Mal weiterzumachen, den Nazis in Neumünster und dem „Club 88“ die Suppe zu vermiesen, wollen wir unseren aktuellen Diskussionsstand vorstellen und einen weiteren Beitrag in die Debatte über antifaschistische Organisation und Praxis in Neumünster und Schleswig Holstein geben.

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