[Via PRP Hamburg] Am Dienstag, dem 14. April begannen einen Tag vor dem Treffen der Außenminister der G7-Staaten in Lübeck auch die Proteste dagegen. Den Auftakt der Gegenaktivitäten machte die Nachttanzdemo am Montag. Unter dem Motto »Freedom of movement is everybodys right« zogen mehrere hundert Teilnehmer_innen zu Reden und Musik durch die Lübecker Innenstadt. Die Nachttanzdemo setzte ein Zeichen für Bewegungsfreiheit: Sowohl in der zur Festung ausgebauten Lübecker Innenstadt, zum anderen für alle Menschen weltweit, die von dem tödlichen Migrationsregime der Industriestaaten ausgesperrt werden. Bis in die Abendstunden zog die Demonstration ohne größere Vorkommnisse durch die Stadt.
Die ursprpünglich für den Dienstagmorgen geplanten Blockaden des G7-Gipfels wurden schon im Vorfeld abgesagt, da der Hauptteil der Konferenz erst am Folgetag stattfinden sollte. So starteten die Proteste um 14 Uhr mit einer Kundgebung auf dem Klingenberg. Mit zahlreichen Reden und einem bunten Kulturprogramm machte das Bündnis»Stop G7 Lübeck«deutlich, dass der Außenministergipfel in Lübeck nicht erwünscht ist. Der Platz füllte sich allerdings erst langsam. Erst gegen 17 Uhr waren etwa 2000 Menschen vor Ort. Das Spektrum reichte von Greenpeace, Attac, der Linkspartei und vereinzelten Grünen bis zur radikalen Linken. Unter den meisten Redner_innen bestand ein Konsens darüber, dass die Ursachen für Krieg, Militarisierung und die rücksichtslose Politik der G7 in der kapitalistischen Wirtschaftsweise liegen. Klare Worte wurden auch für die sogenannte „Mahnwache für den Frieden“ gefunden, die ebenfalls eine Kundgebung angemeldet hatte. Das Bündnis distanzierte sich ausdrücklich von verschwörungstheoretischen, rassistischen und rechtsoffenen Positionen.
Die inzwischen auf mehr als 2500 Menschen angewachsene Demonstration zog bis vor das Hansemuseum, der ausgewählte Tagungsort der Außenminister, um dort die Abschlusskundgebung einzuleiten. Als diese zum Ende kam wurde dazu aufgerufen, das zeitgleich stattfindende Abendessen der Außenminister beim Rathaus zu stören. So zogen zwei, mit Gabel und Löffel bewaffnete, Spontandemos los, um das Rathaus zu belagern. Mit dem Motto „Wir wollen mitessen“ ging es durch die engen Straßen Lübecks, doch ein Durchkommen bis zum Rathaus war angesichts des größten Polizeieinsatzes in der Geschichte Schleswig-Holsteins nicht möglich. Schon mehrere hundert Meter vor dem Speisesaal der Außenminister wurden die beiden Spontandemonstrationen, teils brutal, von der Staatsmacht aufgehalten und eingekesselt, so dass nur noch ein Rückzug zum alternativen Zentrum Walli möglich war.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass von der globalisierungskritischen Bewegung nicht mehr allzuviel übrig geblieben ist, aber ein Treffen der Außenminister trotzdem nicht ohne Protest mit antikapitalistischen Inhalten stattfinden kann.
Auch wenn es nur bei dem Versuch einer Blockade geblieben ist und es kaum Handlungsspielraum aufgrund des eingerichteten Polizeistaates gab, war die Demonstration mit mehreren Tausend Teilnehmer_innen an einem Dienstag Nachmittag ein wichtiges Signal und machte einen Vorgeschmack auf die Proteste gegen den eigentlichen G7-Gipfel im Juni in Elmau.