Trotz nur zwei Stunden Mobilisierungszeit versammelten sich am Samstag (01.06.2024) 130 Antifaschist:innen auf dem Kieler Rathausplatz, um gegen eine rassistische Kundgebung der „Freien Schleswig-Holsteiner“ und der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ (JA) zu demonstrieren. Anlass für die rechte Mobilisierung war der Messerangriff auf den rassistischen Hetzer Stürzenberger am Freitag in Mannheim. Kurz nach dem Vorfall zirkulierte die Ankündigung für eine rechte Kundgebung in Kiel durch einschlägige Kanäle, wobei offensichtlich die JA eine treibende Kraft darstellte.
Um 16.30 Uhr versammelte sich dann ein verrücktes Potpourri aus knapp 70 Rechten auf dem Rathausplatz. Neben Gelbwesten und Akteuren des verschwörungsideologischen Milieus, waren auch bekannte Nazis wie Peter van der Born vor Ort. Die JA sammelte sich mit zwei Handvoll Leuten hinter einem Transparent. Die Außenwirkung der einstündigen Kundgebung hielt sich mehr als in Grenzen, weil die antifaschistische Gegenkundgebung das rechte Gesabbel mit permanenten Parolen, Gesängen und Trommeln übertönte.
Die vom Runden Tisch gegen Rassismus und Faschismus Kiel organisierte Kundgebung stand in Sichtweite zu den Rechten. Versuche näher an die JA und co. ranzukommen, wurde von den Cops unter Geschubse verhindert. Die Rassist:innen zeigten sich deutlich genervt von der antifaschistischen Begleitung und auch Mitglieder der JA wurden nervös, als sie in Parolen namentlich angesprochen wurden. Nach einer Stunde war die Kundgebung vorbei und den Rechten blieb nur das Resümee: „Die Antifa hat gut durchgehalten“.
Der Nachmittag hat gezeigt, dass die verschiedenen rechten Milieus keine Berührungsängste haben und der Weg von Gelbwesten und Freien Schleswig-Holsteinern zur AfD sehr direkt verläuft. Die JA versuchte sich in diesem Zuge weiter als neofaschistische Kraft auf der Straße zu etablieren, wobei zwischen der Darstellung in sozialen Medien und der Realität eine gewaltige Lücke klafft. So konnten sie trotz landesweiter Mobilisierung nur knapp 10 Aktive von außen herankarren, die im Anschluss einen schnellen Abgang machten. Auch in Zukunft wird es an uns antifaschistischen Kräften liegen, diese Lücke weiter zu vergrößern.