Über 100 Antifaschist*innen versammelten sich am Montagmorgen (03.07.2023) vorm Landgericht in Kiel zur Kundgebung am ersten Prozesstag gegen Melvin Sch., Täter der rechten und rassistischen Autoattacke von Henstedt-Ulzburg aus dem Oktober 2020. Einige von ihnen waren aus anderen Städten angereist, teils aus dem europäischen Ausland.
Bevor der Prossess startete, wurden vorm Gerichtsgebäude verschiedenene Redebeiträge gehalten, die die politische Dimension der Tat als Akt rechten Terrors benannten und den Betroffenen, die beim Prozess als Nebenkläger*innen auftreten, ihre Solidarität aussprachen. Eine von ihnen ergriff selbst das Wort, schilderte eindrucksvoll ihre Erinnerungen an den Tag und benannte neben dem Hass auf Linke auch den Rassismus des Täters, der sie zur Zielscheibe des Angriffs machte.
Während die Kundgebung den ganzen Tag aufrecht erhalten wurde und nicht wenige Teilnehmer*innen bis zum Ende der Sitzung draußen ausharrten, versuchten solidarische Begleiter*innen die Betroffenenen auch im Gerichtssaal zu unterstützen. Auch wenn der Prozess öffentlich verhandelt wird, gestaltete sich dies zunächst schwierig: Wer die schikanösen Einlasskontrollen über sich ergehen lassen hatte, konnte sich glücklich schätzen, einen der wenigen Plätze im Gerichtssaal zu ergattern. Dies lag jedoch auch an der erfreulich großen Medienpräsenz.
Der Prozess selbst war geprägt von einer umfassende Einlassung des Täters und zog sich bis in den Nachmittag. Seine Strategie, die Tat zu entpolitisieren und sich als eigentliches Opfer darzustellen, muss schon jetzt als gescheitert angesehen werden. Vielmehr verdeutlichte sich in seinen Ausführungen: Das damalige AfD-Mitglied fuhr nach Henstedt-Ulzburg, um sich mit Gegendemonstrant*innen der Anti-AfD-Kundgebung anzulegen. Sch. war dabei getrieben von einem nachweislichen faschistischen Weltbild.
Insgesamt kann die große Resonanz auf den Tag als Kraft spendender Ausdruck der Solidarität und ein erfolgreicher Start in den bis zum Herbst andauernden Prozess gewertet werden. Der nächste Prozesstag findet am 14.7. statt, weitere Begleitkundgebungen des Bündnis Tatort Henstedt-Ulzburg soll es im August geben.