Etwa 350 Menschen demonstrierten am Samstag in Kiel-Gaarden unter dem Motto „Wir lassen uns nicht verdrängen – Li(e)ber Anders verteidigen!“ für den Erhalt des linken Stadtteilladens Li(e)berAnders sowie gegen hohe Mieten, unsoziale Aufwertung und Verdrängung. Die Demonstrant*innen zogen am Nachmittag vom Vinetaplatz eine große Runde durch den Stadtteil und endeten nach etwa zwei Stunden vor dem Li(e)ber Anders in der Iltisstraße 34. Hier wurde der Aufzug vom Dach des Hauses mit einem kleinen Feuerwerk begrüßt. Vom Straßenrand und aus den Fenstern erhielten die Forderungen durchgehend viel Zuspruch von Anwohner*innen.
Zuvor hatte es zudem Zwischenkundgebungen am Alfons-Jonas-Platz sowie am Bahide Arslan Platz gegeben. In verschiedenen Redebeiträgen betonten Redner*innen der Kampagne „Wir bleiben Li(e)ber Anders!“, der Bewohner*innen der Alten Meierei, des Runden Tisch gegen Rassismus und Faschismus, des Bündnis für bezahlbaren Wohnraum und des Nutzer*innenplenums des Li(e)ber Anders die Bedeutung der politischen Arbeit des Projekts und seine Funktion als solidarische Anlaufstelle im Stadtteil. Mehrfach wurde die Kündigung in die zunehmenden Verdrängungstendenzen in Kiel in Folge explodierender Mieten und neoliberaler Stadtentwicklung eingeordnet. Ulrike Berger, Hauseigentümerin der Iltisstraße 34, wurde wiederholt und unmissverständlich aufgefordert, die Kündigung zurückzuziehen. Auch die Stadt Kiel wurde in die Pflicht genommen, dem Ratsbeschluss, für den Erhalt des Li(e)ber Anders Sorge zu tragen, durch die Eröffnung konkreter Perspektiven Folge zu leisten. Mittelfristig wurde in Anbetracht der Mieter*innen-feindlichen Zuspitzungen auf dem Immobilienmarkt nicht nur in Kiel die Vergesellschaftung von Wohnraum sowie ein Bruch mit der menschenfeinlichen kapitalistischen Stadt gefordert. Zudem wurden zahlreiche kleine und große Grußworte von Nutzer*innen und solidarischen Initiativen und Projekten verlesen und abgespielt, die ihre Verbundenheit mit dem Li(e)ber Anders ausdrückten.
Die Abschlusskundgebung klang bei Getränken und Musik vor dem Li(e)ber Anders aus, viele Teilnehmer*innen zogen anschließend zum selbstorganisierten Sradtteilgarten im Steinmarder Weg weiter, wo Küche für Alle gegen Spende serviert wurde. Dem gekündigten Projekt bleibt nun nur noch ein knapper Monat, um seinen nahtlosen Fortbestand sicherzustellen. Alle Nutzer*innen und Unterstützer*innen bleiben angehalten, sich in Anbetracht dieser akuten Gefährdungslage nach Kräften für das Li(e)ber Anders einzusetzen und die noch verbleibenden Wochen in diesem Sinne zu nutzen. Die Kampagne „Wir bleiben Li(e)ber Anders!“ dankt allen Teilnehmer*innen der Demonstration für ihren starken Ausdruck der Solidarität.