06.10.16
19:00
Als im Juli 1936 rechte Offiziere gegen die linke Volksfrontregierung der Zweiten Republik putschten, erhob sich das spanische Proletariat gegen den reaktionären Aufstand von Faschisten, Kirche, Monarchisten und Großgrundbesitzern. Unter dem Einfluss anarchosyndikalistischer und linkssozialistischer Ideen und der Lebenserfahrung brutaler Ausbeutung und Unterdrückung beließen es Milllionen Arbeiter*innen und ihre Organisationen jedoch nicht bei der Verteidigung der bürgerlichen Republik, sondern begannen in den von ihnen kontrollierten Gebieten umgehend mit der revolutionären Umwälzung der bestehenden Eigentums- und Herrschaftsordnung unter libertären Vorzeichen.
„Frei, gleich, ohne Chefs, Staat und Kirche, brüderlich und gerecht sollte sie sein, die neue Ordnung. Epidemieartig breitete sich der libertäre Kommunismus in fast allen befreiten Gebieten aus. Die Bauern kollektivierten Vieh und Felder, benutzten die Geräte gemeinsam und von der Kneipe bis zum Gesundheitsdienst war alles gratis.“ (Horst Stowasser)
Während die Revolution im internationalen Machtgefüge isoliert blieb und die Republik zunehmend unter den konterrevolutionären Einfluss der Sowjetunion geriet, konnten die Putschisten im entfachten Bürgerkrieg auf weitreichende militärische Unterstützung durch Nazi-Deutschland und das faschistische Italien zurückgreifen. Die libertäre Revolution wurde schließlich durch stalinistische Infiltration im Innern und den andauernden Krieg gegen den übermächtigen Gegner von außen zermürbt. Auch der zweieinhalbjährige erbitterte Widerstand des antifaschistischen Spaniens sowie die Unterstützung durch 40.000 freiwillige Internationalist*Innen an seiner Seite konnten nicht verhindern, dass die Reaktion am 1. April 1939 ihren Sieg verkünden konnte. Für Republiktreue und Revolutionäre folgten über 36 Jahre der Verfolgung, des Exils und des Widerstands unter der Franco-Diktatur.
Der Historiker Alexandre Froidevaux wird die ereignisreichen Jahre von Revolution und Bürgerkrieg in Spanien darstellen und untersuchen, welche Auswirkung dieser opferreiche Konflikt zwischen Emanzipation und Reaktion bis heute auf Erinnerungskultur und politische Konstellationen in Spanien hat. Außerdem soll im Rahmen des Fire and Flames Festivals der Frage nachgegangen werden, was der libertäre Aufbruch mit seinen Stärken und Schwächen auch heute noch allen Linken lehrt, die nach Alternativen jenseits autoritärer Politikentwürfe orthodox-kommunistischer Prägung und sozialdemokratischer Bejahung des Kapitalismus suchen.
Donnerstag, 6. Oktober 2016
19 Uhr | Alte Meierei (Hornheimer Weg 2, Kiel)
Eine Veranstaltung von Subvertere, Fire and Flames und der RLS-SH.
www.antifa-kiel.org | sh.rosalux.de | www.fireandflames.com | www.altemeierei.de