Faschisten zweitstärkste Kraft im Bundestag: Kraftvolle Antifa Demo in der Kieler City am Wahlabend

Am Sonntagabend (23.02.2025) versammelten sich 400 Antifaschist:innen aus aktuellem Anlass am Platz der Matrosen am Kieler Hauptbahnhof zu einer Demonstration unter dem Motto „Gemeinsam und entschlossen weiterkämpfen gegen Rechtsruck und Krise“. In Anbetracht des am Wahltag besiegelten erzreaktionären Kanzlers Merz sowie der faschistischen AfD als zweitstärkster Kraft im Bundestag ging es ihnen darum, weiter einen Antifaschismus von unten und links stark zu machen, wie er in den Wochen des Wahlkampfs auf verschiedenen Ebenen ebenfalls deutlich an Fahrt aufgenommen hat.

Nach einer Auftaktkundgebung mit Beiträgen der Autonomen Antifa Koordination Kiel und Turboklimakampfgruppe Kiel zog die Demo lautstark über das Sophienblatt und den Ziegelteich zum Walkerdamm. Als der Zug die leere AfD-Zentrale passierte, flog neue Farbe an die ohnehin dauerhaft besudelte Fassade des Gebäudes. Über den Exerzierplatz und den Schützenwall ging es weiter die Ringstraße hinab, wo auf der Kreuzung Kirchhofallee eine Zwischenkundgebung stattfand. Hier sprach die Feministische Antifa Kiel.

Die letzte Etappe führte unter bengalischen Feuern zur CDU-Zentrale. Dort wurde die Demo von einer kurzfristigen Dachbesetzung empfangen, während der ein pyrotechnisch beleuchtetes Transparent gegen Rechtsruck, Krisenkapitalismus und Abschiebungen über den drei großen Buchstaben des „Wahlsiegers“ präsentiert wurde. Auf der Abschlusskundgebung wurden Reden der Initiative Gemeinsam Kämpfen sowie des netzwerk antirassistische aktion kiel abgehalten. Nach einem Aufruf, sich jetzt erst Recht antifaschistisch zu organisieren und auch auf der Straße präsent zu bleiben, löste sich die Demo auf.

Während die AfD nach dem gestrigen Wahltag auch in Schleswig-Holstein angekommen zu sein scheint, wo sie mit 16,1% ihr stärkstes Wahlergebnis seit Gründung erreichte, dessen Hochburgen in Dithmarschen, Neumünster und Stormarn liegen, blieb sie in Kiel mit 10,8% deutlich hinter dem Bundesergebnis zurück. Hochburgen liegen hier in Mettenhof und allgemein auf dem Ostufer, insbesondere Dietrichsdorf. Für seine Wahlparty zog sich der nördlichste Landesverband in ein altes Fabrikgebäude am Rande von Neumünster zurück und blieb entsprechend unbehelligt.

„Eine solche Kraft entsteht jedoch nicht mit einem Kreuz auf dem Wahlzettel und auch nicht durch eine Demo am Wahlabend, hier wird sie allenfalls sichtbar. Diese Kraft entsteht, wenn wir uns verbindlich organisieren und dort als verlässliches Kollektiv präsent sind, wo Menschen sich gegen die ganz konkreten Ungerechtigkeit wehren: In Streiks, in Mietkämpfen, gegen Abschiebungen, gegen patriarchale Gewalt, gegen die Folgen der Klimakatastrophe und der Kriege oder gegen faschistische Angriffe. Diese Kraft entsteht dort, wo wir es schaffen, die Partikularkämpfe zu bündeln und in einen Angriff auf die systemischen Wurzeln der jeweiligen Übel umzuwandeln. Sie entsteht dort, wo wir Strukturen aufbauen und verteidigen, die sich auch gegen die zunehmende Repression zur Wehr setzen können und die notwendigerweise folgenden staatlichen Angriffe zu überstehen. Scheuen wir uns dabei nicht, Widersprüche auch untereinander offenzulegen und ehrlich auszutragen, aber vergessen wir niemals das Gemeinsame, was uns in unseren Kämpfen vereint. Lassen wir uns als antikapitalistische und antifaschistische Linke nicht durch Spaltungsversuche von solchen auseinandertreiben, mit denen wir nichts gemeinsam haben.“ (Autonome Antifa-Koordination Kiel)