Nach AfD-Wahlerfolgen im Osten: 400 Antifas spontan auf der Straße

In Reaktion auf die Landtagswahlen im Osten, bei denen die AfD in Thüringen zur stärksten Kraft aufsteigen konnte und den Wahlsieg in Sachsen nur knapp verfehlte, versammelten sich am Sonntagabend (01.09.2024) auch in Kiel bis zu 400 Antifaschist:innen zu einer spontanen Demonstration.

Nach einer Auftaktkundgebung auf dem Platz der Matrosen am Hauptbahnhof, bei der in einem Redebeitrag der Autonomen Antifa-Koordination Kiel darauf hingewiesen wurde, dass der Wahlsieg der neofaschistischen Höcke-AfD eine historische Zäsur darstellt und die Fortgeschrittenheit des Rechtsrucks in der BRD dokumentiert, zog die Demo mit beeindruckender Lautstärke durch die Innenstadt. Dabei wurde auch die Landeszentrale der AfD im Walkerdamm passiert, die polizeilich bewacht wurde und in der sich offenbar einige Partei-Anhänger:innen aufhielten. Anschließend ging es über Schülperbaum, Königsweg und Ringstraße zurück zum Hauptbahnhof, wiederholt wurde auf der Wegstrecke Pyrotechnik gezündet.

Immer wieder wurde während der Veranstaltung zum antifaschistischen Widerstand gegen AfD und Rechtsruck und zur Solidarität mit denen aufgerufen, die in Thüringen, Sachsen und anderswo derzeit mit einer erstarkten und immer selbstbewussteren Rechten konfrontiert sind. Am Bahnhof endete die Spontandemo mit einem Redebeitrag der Initiative „Aufstehen gegen Rassismus Schleswig-Holstein“. Abschließend wurde dazu aufgerufen, jetzt erst Recht eine schlagkräftige organisierte Antifa-Bewegung aufzubauen, die den Herausforderungen der Gegenwart gewachsen ist.

Am Rande gab es, neben viel Zuspruch, vereinzelt auch rechte Pöbeleien von Passant:innen. Zudem versuchte eine kleine Gruppe auffällig junger Faschist:innen, die Demo abzufotografieren, muste schlussendlich jedoch in ein Hotel fliehen. Insgesamt war die ausdrucksstarke und gut besuchte Kieler Spontandemo ein kleiner Lichtblick an einem Wahlabend, der ansonsten die Dramatik der faschistischen Gefahr in der BRD in messbaren Zahlen unter Beweis gestellt hat und für Antifaschist:innen nichts anderes als ein Aufruf zum Handeln sein kann.