Trotz Euro-Wahlkampfs auf Sparflamme: AfD bei 8% in Kiel

Ein vorläufig letztes Mal belästigte die AfD am Samstagvormittag (08.06.2024) den Asmus-Bremer-Platz mit ihrer lustlosen Anwesenheit. Eine gute Stunde stand sie weitestgehend untätig zu viert an ihrem Werbesegel herum, bevor sie selbige auch schon wieder strich. Dass die Polizei etwa 20 Antifaschist:innen, die bereits nach einer halben Stunde am Stand auftauchten, gewaltsam Richtung Andreas-Gayk-Straße abdrängte, konnte den spontanen Gegenprotest nicht unterbinden. In der Fußgänger:innenzone wurden weiter zahlreiche Anti-AfD-Flyer verteilt.

Damit ging mit dem AfD-Europawahlkampf auch der diesjährige Gegenwahlkampf antifaschistischer Gruppen zu Ende. In den letzten Wochen konnten in Kiel vier von fünf, durch geringe Motivation von Eike Reimers Wahlkämpfer:innen gekennzeichnete, Wahlkampfstände der Rechten teils sehr erfolgreich mit spontan mobilisierten Gegenaktionen begleitet und behindert werden. Der AfD-Straßenwahlkampf fand in Kiel damit weiterhin auf äußerst geringem Niveau statt. Zudem verteilten Antifaschist:innen in diversen Stadtteilen tausende Flyer der Anti-AfD-Kampagnen als Postwurfsendungen. Bei der Beseitigung von AfD-Plakaten wäre dagegen vielerorts noch Luft nach oben gewesen.

Also alles okay in der Landeshauptstadt? Wohl kaum: 9.351 Stimmen (8%) erlangte die AfD bei den Europawahlen in Kiel und konnte damit ihr Kommunalwahlergebnis von 2023 um zwei Prozentpunkte steigern. 52 Wähler:innen machten ihr Kreuz darüber hinaus bei der neonazistischen NPD-Nachfolge „Heimat“, die rechtsoffene „Basis“ konnte trotz eines im Vergleich zur AfD ambitionierten Wahlkampfs gerade einmal 485 Stimmen (0,4%) auf sich vereinen. Rechte Wahlhochburgen bleiben Mettenhof, Dietrichsdorf, Ellerbek, Gaarden, Friedrichsort und Elmschenhagen.

Landesweit erlangte die AfD 12,2% (180.443) und steigerte sich damit im Vergleich zu 2023 um 4,1%. Die „Heimat“ kam landesweit mit 1095 Stimmen auf unbedeutende 0,1%. Der Rechtsruck ist damit, wenn auch im weiterhin geringeren Maße als im Bundesdurchschnitt, auch im hohen Norden an der Wahlurne messbar. Die Zeit für antifaschistische Gegenmaßnahmen gegen AfD und Rechtsentwicklung ist also auch nach dem Wahltag nicht vorbei.