Mindestens 250 Teilnehmer:innen zogen am Vorabend des 1. Mai mit einer kämpferischen Stadtteildemonstration durch Gaarden. Unter dem Motto „Wir zahlen nicht für ihre Krisen und Kriege! Zusammenstehen, Kämpfen, Streiken!“ hatte das Bündnis Preise runter – die Reichen zur Kasse wie schon im Vorjahr zu diesem stimmigen Auftakt in einen langen Kampftag der Arbeiter:innenklasse in Kiel mobilisiert.
Die Auftaktkundgebung fand auf dem Vinetaplatz statt. Nach einem Eröffnungsredebeitrag des Bündnis zu den durch Dauerkrise und Teuerungen immer schwieriger werdenden Lebensbedingungen der kleinen Leute, sprach die SDAJ Kiel über aktuelle Arbeitskämpfe und die Notwendigkeit von Streiks als Kampfmittel der Lohnabhängigen. Die DKP Kiel thematisierte den Rechtsrucks, der in der BRD aktiv von der AfD vorangetrieben wird, sich aber auch in der repressiven Formierung des Staats und der militärischen Abwehr von Flüchtenden widerspiegelt.
Die Demo zog am frühen Abend mit lauten Parolen und permanenten Durchsagen gegen Krise, Kriege und Kapitalismus über das Karlstal durch die Reeperbahn zur Preetzer Straße. Am Henry-Vahl-Platz fand eine Zwischenkundgebung statt. Die Initiative Gemeinsam kämpfen machte auf die zunehmende kriegerische Zuspitzung des globalen Krisenkapitalismus aufmerksam und rief zu Widerstand gegen Militarisierung und Aufrüstung z.B. beim Rheinmetall entwaffnen-Camp im September in Kiel auf.
Die zweite Etappe der Route begann mit einem Feuerwerk solidarischer Anwohner:innen, die die Demonstrant:innen mit roten Fahnen von den Dächern der Iltisstraße grüßten. Insgesamt kam es durchgehend zu vielen positiven Interaktionen mit Gaardener:innen, die die Demo vom Straßenrand oder aus ihren Fenstern verfolgten. Weiter ging es durch die Jachmannstraße und die Augustenstraße hinunter auf die Elisabethstraße, die den Zug zurück zur Abschlusskundgebung auf dem Vinetaplatz führte. Hier sprach der Stadtteilladen Anni Wadle zu Verarmung, Verdrängung und Repression, worunter das Viertel seit Jahren und im zunehmenden Maße leidet und setzte dem die Perspektive eines solidarischen Stadtteils entgegen. In diesem Sinne wurde abschließend zum Maifest in der Kieler Straße am Folgetag eingeladen.
Mehrere hundert Teilnehmer:innen verschiedener linker Spektren zählte Tags darauf der klassenkämpferische Block auf der diesjährigen Gewerkschaftsdemo zum 1. Mai in Kiel. Zu diesem hatten verschiedene antikapitalistische Gruppen aufgerufen. Mit lautstarken Parolen und Megafondurchsagen wurde dort bei bestem Maiwetter Position gegen die Abwälzung der Krisenkosten auf die Lohnabhängigen, aktuelle Kriege, das kapitalistische System, die herrschende Regierungspolitik und den Rechtsruck, aber z.B. auch für Solidarität mit Menschen auf der Flucht bezogen.
Insgesamt beteiligten sich am Vormittag über 3000 Menschen an der Demo des DGB, die vom Gewerkschaftshaus durch die Innenstadt zog und bei einer großen Abschlusskundgebung am Rathausplatz endete. Inhaltlicher Schwerpunkt der Redebeiträge waren in diesem Jahr die u.a. die aktuellen Arbeitskämpfe sowie die Verteidigung des Streikrechts, aber auch die Notwendigkeit des Kampfes gegen Rassismus und Faschismus durch die Arbeiter:innenbewegung.
Viele Teilnehmer:innen nahmen anschließend noch am Maifest des Stadtteilladen Anni Wadle in Gaarden teil oder schlossen sich den verschiedenen antikapitalistischen 1. Mai-Demos in Hamburg an.