Etwa 200 Antifaschist:innen versammelten sich am frühen Donnerstagabend (22.02.2024) in der Ringstraße 54 zu einer Kundgebung unter dem Motto „Gegen die Zugpferde des Rechtsrucks vorgehen – Nazi-Heilpraktiker Henning Pless aus der Deckung holen!“. In dem dort ansässigen Gebäude betrieb der zuletzt als Teilnehmer der rassistischen Deportationskonferenz von Potsdam geoutete langjährige Netzwerker des völkischen Neonazismus Henning Pless in den vergangenen Jahren eine renommierte Heilpraxis.
Zu Beginn der Kundgebung wurde eine erfreuliche Neuigkeit öffentlich gemacht, die sich schon in den letzten Wochen angedeutet hatt: Pless hat seine Praxis mittlerweile aufgegeben und ist ausgezogen. Darauf verweisen nicht nur Berichte von Anwohner:innen und ehemaligen Geschäftspartner:innen, sondern auch abmontierte Schilder sowie schlussendlich die Bandansage des Anrufbeantworters der Praxis selbst. Dass Pless damit weder geschäftlich noch politisch aus der Welt sein wird, wurde von verschiedenen Redner:innen immer wieder betont und gemahnt, den Heilpraktiker nicht aus den Augen zu verlieren.
Die Autonome Antifa-Koordination rief dazu auf, den Akteur:innen des Rechtsrucks überall dort entgegen zu treten, wo sie in die Öffentlichkeit drängen und sie überall dort in die Öffentlichkeit zu ziehen, wo sie wie Pless im Verborgenen wirken. Die Kampagne „An die Substanz“ skizzierte die einflussreichen Netzwerke, in denen Pless agiert, die auf die „Heimattreue Jugend“ zurückgehen. Um den Selenter See und das Verlagsimperium von Dietmar Munier in Martensrade haben sich neben Pless gleich mehrere ihrer Zöglinge im Kreis Plön niedergelassen und ein weitestgehend sicheres Terrain für ihr Treiben geschaffen. Auch dies sollten Antifaschist:innen wieder verstärkt in den Fokus nehmen.
Abschließend widmete sich ein Redebeitrag den aktuellen Budapest-Verfahren gegen Antifaschist:innen und sprach allen Antifas, die derzeit im Knast sitzen, untergetaucht sind oder von Auslieferung bedroht sind, Solidarität aus.
Während der Kundgebung filmte und fotografierte eine Gruppe aus dem rechtsoffenen Verschwörungsmilieu die Teilnehmer:innen penetrant von der gegenüberliegenden Straßenseite ab.