Etwa 110 Antifaschist*innen stellten sich am Samstagvormittag (21.10.2023) einer rassistischen Kundgebung der Nazipartei „Die Heimat“ in Neumünster entgegen. Ein Großaufgebot der Polizei ermöglichte der Tarn-NPD jedoch eine weitestgehend reibungslose Veranstaltung, die insgesamt bis zu 80 Teilnehmer*innen zählte.
Schon vor Beginn der Nazikundgebung am Gänsemarkt, die das Ziel hatte, nach einem Gewaltausbruch gegen einen Security-Mitarbeiter der „Holsten-Galerie“ in der vergangenen Woche an die rassistisch aufgeladene Debatte anzuknüpfen, hatte die Polizei den Platz weiträumig abgeschottet. Der Kuhberg, immerhin die zentrale Zugangsstraße vom Bahnhof zur Innenstadt, war für Autos und Gegendemonstrant*innen vollgesperrt. Eine Gruppe Antifas, die mit dem Zug angereist war, wurde auf dem direkten Weg zur angemeldeten Gegenkundgebung panisch eingekesselt und über Umwege zum Ort des Geschehens eskortiert. Die Antifaschist*innen konnten sich zwar in sicht- und hörweite der NPD versammeln und machten immer wieder durch Sprechchöre auf sich aufmerksam, waren aber auf der gegenüberliegenden Straßenseite an einer Straßenecke eingepfercht und durch zahlreiche Mannschaftswagen und Einsatzkräfte abgeschirmt. Die Neonazis um die Ratsabgeordneten Mark Proch und Karin Mundt hatten dadurch staatlich gesicherte Narrenfreiheit vor der „Holsten-Galerie“ und konnten für ihre Monologe zeitweise dutzende Zuhörer*innen mobilisieren. Zu Störungen kam es, anders als bei rechten Mobilisierungen der jüngeren Vergangenheit in Neumünster, durch den polizeilichen Ausnahmezustand nicht. Lediglich eine „Heimat“-Sympathisantin, die sich auf die falsche Straßenseite verirrt hatte, verlor ihr selbsgebasteltes Schild.
Nach knapp eineinhalb Stunden bauten die Neonazis ihr Zelt ab und machten sich vom Acker. Ein Großteil der Antifaschist*innen zog mit einer Spontandemo geschlossen zum Bahnhof. Auch wenn die kurzfristige Gegenmobilisierung als zufriedenstellend bewertet werden kann, muss der Tag alarmieren. Die NPD hat es geschafft, weit über ihr Kernmillieu zu mobilisieren. Am 4.11. will die AfD nachziehen und ruft zu einer rassistischen Demo gegen Geflüchtete auf. Antifaschist*innen im Norden sollten sich darauf gut vorbereiten.