Bis zu 400 Teilnehmer*innen versammelten sich am Sonntagnachmittag (19.02.2023) auf dem Asmus-Bremer-Platz in der Kieler Innenstadt zu der Gedenkkundgebung für die Ermordeten der rassistischen Morde von Hanau vor drei Jahren. In teils sehr persönlichen Redebeiträgen wurde auf die Kontinuität rassistischer Morde in der BRD sowie das strukturelle Versagen staatlicher Intitutionen bei ihrer Aufklärung und Verhinderung hingewiesen. Zudem wurden rassistische Alltagserfahrungen geschildert, die Betroffene tagtäglich erleiden müssen und als Teil desselben Problems benannt, das den Mörder von Hanau bei seinem Massaker angetrieben hat: Rassismus als gesellschaftlicher Zustand. Die Angehörigen der Ermordeten kamen in eingespielten Beiträgen zu Wort.
Abschließend wurde der neun Ermordeten Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov mit jeweils einer Schweigeminute gedacht und Kerzen sowie Blumen vor ihren Porträts aufgestellt. Zu der einstündigen Aktion hatten die Gruppen Kollektiv afrodeutscher Frauen (KOA) und Embipoc aufgerufen.
Zur Unterstützung des diesjährigen antirassistischen Gedenken wurden im Stadtteil Gaarden von antifaschistischen Anwohner*innen zudem abermals die nach Kriegsschiffen des kolonialistischen Kaiserreichs benannten Straßen Medusastraße, Iltisstraße und Gazellenstraße entmilitarisiert und stellvertretend für die Todesopfer von Hanau Ferhat Unvar, Mercedes Kierpacz sowie Vili Viorel Păun gewidmet. Außerdem wurden im gesamten Stadtgebiet verschiedene Plakate mit den Gesichtern und Namen der Ermordeten sowie den politischen Forderungen der Initiative 19. Februar Hanau verklebt.
In mindestens 100 Städten haben am Wochenende ähnliche dezentrale und selbstorganisierte Gedenkveranstaltungen, Kundgebungen und Demonstrationen im öffentlichen Raum stattgefunden. In Hanau selbst beteiligten sich rund 4000 Menschen an der antirassistischen Bündnisdemonstration zum dritten Jahrestag des Terroranschlags.