Schlichtweg beeindruckend riesig war die Menschenmenge, die sich am Montagabend (07.11.2022) in Solidarität mit den Betroffenen des queerfeindlichen Messerangriffs unweit des Tatorts am Zieglteich auf der gegenüberliegenden Grünfläche unter Regenbogenflaggen versammelte. Die Zahl von über 1000 Teilnehmer*innen bei der spontanen Mahnwache nach gerade einmal einem Tag Mobilisierung überwältigte sicherlich alle Erwartungen, verweist zugleich aber auch auf die Dramatik ihres Anlasses.
Vier Personen waren in der Nacht von Freitag auf Samstag vor dem Café MUM & DAD aus einer mindestens dreiköpfigen Gruppe junger Männer zunächst homofeindlich beleidigt und schließlich mit einem Messer attackiert worden. Einziger Anlass für die Täter*innen waren die lackierten Fingernägel einer männlich gelesenen Person aus der betroffenen Gruppe. Alle vier erlitten Verletzungen, einer von ihnen wurde lebensgefährlich verletzt und musste in Folge des Angriffs notoperiert werden, ist aber mittlerweile auf dem Wege der Besserung.
Auf der Kundgebung, zu der Fridays For Future Kiel spontan aufgerufen hatte und der sich spektrenübergreifend unzählige Gruppen, Organisationen und Institutionen anschlossen, sprachen insbesondere Angehörige der queeren Communities und thematisierten ihre alltäglichen Erfahrungen mit LBGTIQ+-Feindlichkeit in ihren verschiedenen Ausprägungen. Der Messerangriff hat bei vielen zu merklicher Verunsicherung geführt, während gleichzeitig immer wieder betont wurde, welche Kraft von der Resonanz auf die Kundgebung und das solidarische Zusammenkommen für die Betroffenen ausging. Wieder einmal wurde deutlich, wie wichtig aufrichtige und spürbare Solidarität für von struktureller Augrenzung und Unterdrückung betroffene Communities ist, insbesondere nach brutalen Gewaltakten wie dem von Freitagnacht, aber auch darüber hinaus. Dies sollte freilich auch nach dem Mobilisierungserfolg der Kundgebung am Montag nicht vergessen werden.