Über 60 Menschen versammelten sich heute (24.05.2022) abermals vor der Ausländerbehörde in Kiel zu einer Kundgebung für die Freiheit und ein Bleiberecht für Hossein. Hossein befindet sich seit 8 Tagen im Hungerstreik im Abschiebeknast in Glücksstadt und kämpft gegen seine für diesen Freitag geplante Abschiebung nach Griechenland.
Der 52-jährige Aktivist, der zunächst als politisch Verfolgter aus dem Iran geflohen war, lebt seit neun Jahren in Kiel. Die EU hatte er über Griechenland erreicht, wo er sich gegen die menschenunwürdigen Lebensbedingungen für Geflüchtete politisch organisierte und so zur Zielscheibe von Rassist*innen wurde, weshalb er das Land verlassen musste. In Kiel hat sich Hossein in den vergangenen Jahren ein Zuhause geschaffen und will unter keinen Umständen zurück nach Griechenland, wo ihn prekäre und und unwürdige Verhältnisse erwarten und ihm weitere Haft droht.
Nachdem er letzte Woche auf Anweisung der Ausländerbehörde vor seiner Haustür nach Glückstadt verschleppt worden war, ist er deshalb in den Hungerstreik getreten, den er gewillt ist, bis zur Erlangung seiner Freiheit fortzuführen. Seitdem fanden zahlreiche Aktivitäten in Solidarität mit Hossein statt: Schon am vergangenen Donnerstag (19.05.2022) hatten sich 70 Teilnehmer*innen an der Ausländerbehörde versammelt, am Samstag (21.05.2022) demonstrierten über 150 Menschen zum Abschiebeknast in Glückstadt und forderten dessen Schließung. In sozialen Medien wird desweiteren dazu aufgerufen, den politisch und behördlich Verantwortlichen Protestschreiben zukommen zu lassen. Auch am morgigen Mittwoch soll eine weitere Kundgebung in Kiel stattfinden. Hosseins Freund*innen und Unterstützen rufen um 13 Uhr zum Protest vorm Innenministerium (Düsternbrooker Weg 92) auf, sollten seine Forderungen bis dahin noch immer nicht erfüllt sein.
Der Fall von Hossein offenbart abermals die Menschenverachtung des europäischen Abschottungs- und Abschieberegimes, dem die Ampelkoalition mit der Eröffnung des Abschiebeknasts in Glückstadt im vergangenen Jahr ein fragwürdiges Denkmal gesetzt hat. Die Freiheit und eine Bleibeperspektive für Hossein und alle anderen dort Gefangenen sowie die baldige Schließung des Knasts zu erkämpfen obliegt der Verantwortung aller, die es mit der Ablehnung des staatlichen Rassismus und des brutalen Krieges gegen Menschen auf der Flucht ernst meinen.