Mit ihrer Präsenz auf verschiedenen Demonstrationen gegen unterschiedliche Krisensymptome und soziale Problemlagen haben antikapitalistische Linke in Kiel in den letzten Wochen unter dem Motto „Wir müssen hier raus! Gegenmacht aufbauen – Kapitalismus abschaffen – für die soziale Revolution!“ den Fokus auf deren gemeinsames Grundübel, die ausbeuterische und zerstörerische kapitalistische Produktionsweise, gerichtet und in den jeweiligen Bewegungen für revolutionäre Perspektiven geworben. Wohnraumkrise, Klimakatastrophe, die Entwertung der Löhne und das Erstarken faschistischer Kräfte seien unmittelbare Folgen einer lebensfeindlichen Gesellschaftordnung, die auf Profitmaximierung und Konkurrenz aufbaut, und innerhalb dieser nicht nachhaltig lösbar.
Am 24. April 2022 folgten 200 Demonstrant*innen einem Aufruf des Bündnis für bezahlbaren Wohnraum und zogen am Mittag durch die Innenstadt, um auf die Wohnraummisere in Kiel und Schleswig-Holstein aufmerksam zu machen und bezahlbaren Wohnraum für alle zu fordern. Auch wenn die Teilnehmer*innenzahl in Anbetracht der formalen Breite des Bündnisses sowie der Dringlichkeit des Themas als enttäuschend bewertet werden muss, erregte die Demonstration bei bestem Wetter große Aufmerksamkeit in den belebten Straßen. In Redebeiträgen diverser Organisationen und Initiativen wurde die Wohnraumproblematik aus verschiedenen Blickwinkeln dargestellt, in einem spontanen Grußwort leider auch Wahlkampf für die hierfür mitverantwortliche SPD betrieben. Ein kleiner antikapitalistischer Block sorgte mit lautstarken Parolen für einen lebendigen und kämpferischen Ausdruck. Auch die Wagengruppe Schlagloch beteiligte sich mit mehreren LKWs und forderte von der städtischen Politik endlich einen seit Jahren überfälligen festen Standort für das alternative Wohnprojekt auf dem MFG5-Gelände. Nach zweieihalb Stunden und einer langen Route endete die zum Schluss ausgedünnte Demonstartion am Blücherplatz.
Auch am 1. Mai 2022 beteiligten sich diverse Antikapitalistinnen und Internationalistinnen an der traditionellen Gewerkschaftsdemo in Kiel. Insgesamt etwa 1000 Teilnehmer*innen zogen am Vormittag des internationalen Kampftags der Ausgebeuteten und Unterdrückten vom Exerzierplatz durch die Innenstadt. Die Demo endete nach einer leider sehr kurzen Route wieder auf dem Exerzierplatz und nicht wie üblich am Gewerkschaftshaus.
Etwa 2000 Teilnehmer*innen zählte die Kieler Demonstration von Fridays For Future zum Klimastreik am 06. Mai 2022 im Vorfeld der Landtagswahlen in Kiel. Antifa-, Antira, und radikale Klimagerechtigkeits-Gruppen formierten sich unter der Parole „Die Grünen lügen jedes Mal – falsche Hoffnung Klimawahl!“ in einem antikapitalistischen Block, in dem etwa 100 Demonstrant*innen liefen. Die Demonstration zog nach einer Auftaktkundgebung auf dem Exerzierplatz zum Landeshaus.
Am 08. Mai 2022 demonstrierten in der Kieler Innenstadt darüber hinaus 100 Antifaschist*innen gegen die faschistische AfD und ihre rechten Krisenverwaltungsangebote und feierten deren missglückten Wiedereinzug in den Schleswig-Holsteinischen Landtag sowie die erfolgreichen Antifa-Aktivitäten gegen ihren Wahlkampf. Eine Stärkung antikapitalistischer Positionen in den verschiedenen Teilbereichsbewegungen wird auch zukünftig eine der zentralen Herausforderungen der radikalen Linken auch in Kiel sein.