Seit ihrer Gründung im Jahr 2013 kann die AfD in Schleswig-Holstein auf die Unterstützung durch Claus Christian Plaass zählen. Obwohl er regelmäßig betont, kein Mitglied der Partei zu sein, ist er auf unzähligen Veranstaltungen der Partei anzutreffen und übernimmt vielfach deren Dokumentation. Insbesondere für den Kreisverband Kiel, zu dem Plaass von Anfang an gute Kontakte pflegt, produziert er Videos der Veranstaltungen und Wahlkampfaktionen und publiziert diese im Internet. Im Kommunalwahlkampf 2013 betätigte sich Plaass als Wahlkampfhelfer und stellte seinen Keller als Lager zur Verfügung. Auch unabhängig von der Partei produziert er Propagandavideos für die AfD. Nachdem der Gasthof „Tivoli“ in Aukrug, der auch der AfD als Veranstaltungsort gedient hat, schließen musste, gab Plaass dem gescheiterten Wirt Sven Lohse noch einmal die Möglichkeit sich in einem Interview als Opfer der „Linksfaschisten“ zu inszenieren.
Im Kontrast zu seinem politischen Wirken für die AfD steht Plaass pro-israelisches Engagement. Die Organisation „I-like-Israel“ ruft jedes Jahr zum „Israeltag“ auf. Unabhängige Veranstalter_Innen organisieren zu diesem Anlass Kundgebungen und Veranstaltungen in verschiedenen Städten. In Kiel wurde diese Rolle mehrfach von Plaass übernommen. 2015 und 2016 rief er zu Kundgebungen auf dem Kieler Bahnhofsvorplatz auf. Für Plaass scheint es kein Problem zu sein, eine Partei zu unterstützen, die glühenden Antisemiten wie Wolfgang Gedeon eine politische Heimat bietet und sich gleichzeitig für den jüdischen Staat zu engagieren. Das sehen die jüdischen Gemeinden in Kiel offenbar anders. Sie verweigerten Plaass von Anfang an die Unterstützung.
Auch darüber hinaus scheint Plaass unter einem ausgeprägten Sendungsbedürfnis zu leiden, wobei Inhalte teils eine eher nachgeordnete Rolle zu spielen scheinen. Dafür nutzt und instrumentalisiert Plaass verschiedene Medien. Der „Offene Kanal Schleswig-Holstein“ bot Plaass in der Vergangenheit mehrfach eine Plattform. Nachdem es ihm in seinem Hobbykeller in der Zeyestraße gelang einen Rollstuhl und ein Fahrrad zusammenzuschweißen, porträtierten ihn die Kieler Nachrichten als cleveren Erfinder. Selbige berichteten auch schon über seine Kleinstkundgebungen anlässlich des Israeltags, ohne dabei seine AfD-Verstrickungen zu thematisieren.
Sein mit Abstand wichtigstes Medium ist sein Youtube-Kanal, den er unter dem Nutzernamen „scrapeheaper“ betreibt. Notdürftig versucht er hier seine Urheberschaft zu verschleiern, indem er, neben seinem Klarnamen, Pseudonyme wie „David H. Goldstein“ benutzt. Die veröffentlichten Videos geben einen Einblick in Plaass verquere Gedankenwelt. Neben allerlei unpolitischen Inhalten findet sich hier eine krude Mischung aus Kommunalpolitischem, Leugnung des Klimawandels, Verschwörungsideologien, Militarismus und vor allem AfD-Propaganda.
Plaass ist allem Anschein nach kein ideologischer Vordenker der AfD. Dennoch erfüllt er eine wichtige Funktion, indem er ihre rassistische, chauvinistische und antisemitische Propaganda auf verschiedenen Wegen verbreitet und auch selbst produziert. Auch wenn Plaass vielen als Sonderling gilt, gelingt es ihm, seine unverfänglichen Beiträge auch über etablierte Medien, wie die Kieler Nachrichten oder den „Offenen Kanal“, zu verbreiten. Er erfüllt damit eine weitere Funktion für die AfD, die in Zeiten einer drohenden Beobachtung durch die Verfassungsschutzämter bemüht ist, sich als demokratische Partei und Teil der bürgerlichen Zivilgesellschaft darzustellen. Auch sein pro-israelisches Engagement könnte in Zukunft als Feigenblatt für die antisemitische Partei dienen.
Hinter seiner scheinbar harmlosen Selbstdarstellung steckt jedoch ein Weltbild, das geprägt ist von Militarismus und Verschwörungstheorien. Dass er hiermit bei der AfD eine politische Heimat gefunden hat, dürfte niemanden überraschen. Bemerkenswert ist außerdem, dass Plaass offenbar im Besitz von Sportfeuerwaffen ist.
Es liegt daher nicht zuletzt bei den Medien und Organisationen, die in der Vergangenheit mit Plaass kooperiert haben und ihm eine Plattform boten, ihn als Akteur einer rassistischen, sozialchauvinistischen und antisemitischen Partei zu entlarven und in Zukunft eine Zusammenarbeit abzulehnen.