Nachdem der Naziladen „PLS“ bzw. „An- und Verkauf Grüne Scheibe“ am Vinetaplatz 3 in Kiel-Gaarden nach seiner Eröffnung Ende 2012 noch für einigen Wirbel sorgte, wurde es später ruhiger um das Geschäft. Durch Haftstrafen, Motivationsverlust und sonstige Faktoren war der Laden vor allem in den letzten zwei Jahren fast dauerhaft. Nur selten schauten die Neonazis um Alexander Hardt aus Neumünster mal nach dem Laden. Diese Besuche waren oft damit verbunden, dass zu nächtlicher Stunde Gegenstände im Laden deponiert oder dort abgeholt wurden. Vorgänge innerhalb des Ladens waren sowieso nicht mehr erkennbar, da nach diversen antifaschistischen Aktionen die Fassade notdürftig mit Holzplatten gesichert war. So setzte sich langsam die Interpretation durch, dass die Betreiber das Ladengeschäft weitgehend aufgegeben haben und es allenfalls noch als Lager für ihre zwielichtigen Machenschaften nutzen. Bis auf gelegentliche kleinere und größere Angriffe auf die Fassade von „PLS“ passierte auch von antifaschistischer Seite nicht mehr viel.
Im Frühjahr 2018 verdichteten sich Hinweise auf anstehende Veränderungen. Zunächst kündigte ein Aushang am Laden an, dass eine Neueröffnung unter neuem Betreiber bevorstehe. Als dieses Schild jedoch wieder entfernt wurde, folgten zunächst wieder einige Monate ohne wahrnehmbare Aktivitäten. Ende Juli fing Alexander Hardt dann mit Personen aus seinem Umfeld an, das Lokal zu räumen, zu renovieren und neu einzurichten. Seit ca. zwei Monaten ist „PLS“ von Montag bis Freitag meist geöffnet, obwohl die angegebenen Öffnungszeiten auch aktuell nicht immer eingehalten werden.
Im November installierte Hardt schließlich neue Rolläden zum Schutz seiner Schaufenster, die die stark in Mitleidenschaft gezogenen provisorischen Holzplatten ersetzen und die Fassade ästhetisch aufwerten sollten. Ein offensichtlicher Versuch, äußerlich den Schritt vom Schmuddelimage zu einem seriösen Gewerbe zu machen. Schon kurz nach der Eröffnung von „PLS“ hatte er es schon mit solchen Rolläden versucht, aber schnell feststellen müssen, dass zerstörte Rolläden auch sehr ärgerlich sein können. Bis auf ein verbleibendes Loch in einem der Schaufenster schien damit die Sanierung abgeschlossen.
Diesen Zustand wollten offenbar nicht alle Menschen akzeptieren. Anwohner*innen können seit dem letzten Novemberwochenende bewundern, dass die gesamte Fassade von „PLS“ großflächig mit roter und silberner Farbe bedeckt wurde. Sowohl am Sonntag (25.11.) als auch am Montag (26.11.) wurde Alexander Hardt, unterstützt u.a. von dem Kieler Neonazi Timo Räwel, bei nur mäßig erfolgreichen Putz-Versuchen beobachtet. Sichtlich genervt von der Aktion, versuchten die Rechten zudem willkürlich Anwohner*innen über den Vinetaplatz zu jagen. Dabei rief die selbsternannte Bandidos-Elite ironischerweise die Polizei um Hilfe. Doch auch die Rückendeckung der Gaardener Staatsmacht für die Neonazis blieb in diesem Fall, anders als in Vergangenheit, eher unmotiviert und verlief schlussendlich im Sand. Insgesamt agierten Hardt und sein Gefolge nach dem Farbangriff konzeptlos. Wieder einmal zeigt sich, dass bei aller meist impulsiven Bedrohung, die von den militanten Rechten am Vinetaplatz mitunter ausgehen kann, deren Image der unantastbaren Nazi-Rocker nichtsdestotrotz relativ einfach dekonstruierbar ist.
Für alle Antifaschist*innen und Gaardener Anwohner*innen, die auch weiterhin keine Lust haben, in ihrem Alltag permanent mit der Anwesenheit unerwünschter Nazi-Rocker konfrontiert zu werden, heißt es also einmal mehr: Werdet aktiv! Kein Naziladen im Viertel! „PLS“ muss immer noch weg!