Für den 22. und 23. Oktober hatten türkische NationalistInnen bundesweit zu Demonstrationen „gegen den Terror der PKK“ aufgerufen. Anlass war eine Aktion der kurdischen Guerilla gegen die türkische Armee, bei der mehrere türkische SoldatInnen getötet wurden. Seitdem führt die Türkei Vergeltungsschläge gegen vermeintliche Stellungen der PKK und die kurdische Bevölkerung durch. Auch in Kiel fand solch eine Demonstration statt, an der sich 600-700 Menschen beteiligten.
In Kurdistan herrscht Krieg. In den letzten Monaten ist die Situation in den kurdischen Regionen wieder eskaliert, die türkische Armee führt Militäroperationen bis weit in den Irak hinein gegen Stellungen der kurdischen PKK und gegen ganze Dörfer und Städte durch. Der kurdischen Minderheit in der Türkei ist es verboten ihre Sprache zu sprechen, sie werden politisch und militärisch unterdrückt um eine Abspaltung der kurdischen Gebiete von der Türkei zu verhindern. Im Moment gibt es wieder Versuche der türkischen Regierung, den kurdischen Sender RojTV, der aus dem dänischen Exil als einziger Sender auf kurdisch sendet, verbieten zu lassen. Eine Delegation aus Deutschland berichtete Ende September von massiven Angriffen und Menschenrechtsverletzungen in Nordwestkurdistan an ZivilistInnen (Bericht auf Indymedia). Die Informationsstelle Kurdistan berichtet, dass es seit April 2009 7748 Festnahmen und 3895 Inhaftierungen von politischen KurdInnen in der Türkei gab.
Nachdem Mitte Oktober bei einer Aktion der PKK über 20 türkische SoldatInnen getötet wurden, kam es in der Türkei und in Europa zu Demonstrationen türkischer NationalistInnen gegen die PKK und in vielen Städten auch zu Angriffen auf KurdInnen und ihre Wohnungen und Geschäfte. Für den 22 und 23. Oktober wurde in Deutschland bundesweit zu Demonstrationen „gegen den Terror der PKK“ aufgerufen. In Hamburg haben rund 2300 Menschen am Samstag gegen die PKK demonstriert, dort gab es im Anschluss Auseinandersetzungen zwischen TürkInnen und KurdInnen.
In Kiel zogen am Sonntag 600-700 DemonstrantInnen vom Vinetaplatz in Gaarden zum Kieler Rathaus. Die Demonstration war geprägt von türkischen Fahnen und aufgeteilt in Frauen- und Männerblöcke. Immer wieder waren auch Fahnen und das Handzeichen der faschistischen „Grauen Wölfe“/MHP zu sehen. Angeführt wurde die Demonstration von einer Gruppe „Tigers“ in Lederkutten, welche zuletzt durch den so genannten „Rockerkrieg“ in Kiel in die Schlagzeilen kamen. Die Polizei war mit einem massiven Aufgebot aufgefahren und kesselte am Bahnhof kurzzeitig eine Gruppe kurdischer GegendemonstantInnen ein. Die Demonstration endete ohne größere Zwischenfälle auf dem Rathausmarkt. Die TeilnehmerInnen kamen offensichtlich aus ganz Schleswig-Holstein, so waren z.B. auch mehrere Aufdrucke der „Tigers“ aus Pinneberg zu sehen.
Die Fahnen der faschistischen MHP (Milliyetçi Hareket Partisi, „Partei der Nationalistischen Bewegung“) und das Zeigen des Grußes der „Grauen Wölfe“ unterstreichen, dass dies keine „Anti-Kriegsdemonstration“ oder dergleichen war, sondern ein Aufmarsch türkischer NationalistInnen und FaschistInnen in überraschender Größe. Sie fürchten um die „Einheit“ der Türkei und wünschen sich die Todesstrafe zurück, damit Abdullah Öcalan hingerichtet werden kann. Die MHP betreibt nationlistische und anti-kurdische Politik und Mitlgiedern der Partei wird vorgeworfen, sich an paramilitärischen Aktionen gegen KurdInnen beteiligt zu haben.
Videos der Demo auf youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=o_DmDeGfd3Q
http://www.youtube.com/watch?v=CLJ1NY6s_Ns
http://www.youtube.com/watch?v=oQVe8FnZZTg
Standbilder aus dem 1. Video:
„Tigers“ in der ersten Reihe und Handzeichen der „Grauen Wölfe“
Fahne der MHP und Handzeichen der „Grauen Wölfe“