In der aktuellen Ausgabe Nr. 125 von DerRechteRand – Magazin von und für AntifaschistInnen, dessen Kauf wir Euch hiermit ans Herz legen möchten, ist ein Artikel über Kiel mit dem Titel „Eskalationen an der Waterkant – Gezielte neonazistische Angriffe in Kiel“ erschienen.
Des weiteren gibt es eine Auswertung von Avanti – Projekt undogmatische Linke zu den erfolgreichen Aktionen gegen den Naziaufmarsch am 27.3.10 in Lübeck zu lesen, den ihr in unserem Textarchiv findet.
Zahlreiche Solidarität mit Claudiu C. bei Prozess gegen Kieler Neonazi
Heute, am 5. Juli 2010 fand vorm Kieler Amtsgericht der Prozess gegen den Kieler Neonazi, der am 18.4.2009 den Tänzer Claudiu C. niedergeschlagen und lebensgefährlich verletzt hatte, statt. Er wurde zu einer Gefängnisstrafe von 2 Jahren und 8 Monaten verurteilt. Neben einem immensen Polizeiaufgebot und etlichen Pressevertreter_innen begleiteten zahlreiche solidarische Antifaschist_innen und Angehörige von Claudiu C. den Prozess.
Bedeutend ist vor allem die Tatsache, dass der Neonazitäter Christopher R.laut Urteil „sämtliche materiellen und immateriellen Schäden aus dem Faustschlag ersetzen“ muss, die Claudiu C. durch den Übergriff entstanden sind.
Auffällig war darüber hinaus, dass sowohl der bekannte Kieler NPD- und AG Kiel-Aktivist Peter von der Born, der als Zeuge aussagte, als auch der eigene Anwalt Christopher R.s Christian Bangert, der schon seit Langem als Kieler Neonazi-Verteidiger bekannt ist, den Angeklagten mehrmals bewusst und juristisch unnötig belasteten. Es war keine gemeinsame Prozessstrategie des Anwalts und seines Mandanten zu erkennen: Während Bangert Christopher R. zu einem der führenden AG Kiel-Aktivisten erklärte, versuchte R. sich als Aussteiger aus der Szene darzustellen.
Bereits am vergangenen Freitag demonstrierten in Kiel bis zu 400 Menschen in Solidarität mit Claudiu C. und allen betroffenen rechter Gewalt. Hierzu und zur Begleitung des heutigen Prozesses hatte u.a. ein Bündnis aus Betroffenenen von faschistischer Gewalt in Kiel und antifaschistischen Initiativen aufgerufen.
>> Beiträge von LPG(A)Löwenzahn
>> Bericht von npd-blog.info
>> Pressespiegel auf www.altemeierei.de
400 Menschen auf Demonstration in Solidarität mit Claudiu C. und allen anderen Betroffenen rechter Gewalt
Zeitweise bis zu 400 Menschen haben sich am Freitag (2.7.10) an der Demonstration unter dem Motto „Solidarität mit Claudiu C. und allen anderen Betroffenen rechter Gewalt! Schluss mit der Nazigewalt in Kiel – Weg mit der neonazistischen ‚Aktionsgruppe Kiel’!“ beteiligt, welche von einem Bündnis aus betroffenen Projekten und Menschen sowie Kieler antifaschistischen Initiativen getragen wurde.
>> Indymedia-Artikel
>> Redebeitrag der Autonomen Antifa-Koordination Kiel
>> Pressemitteilung des Demobündnisses
>> Pressespiegel auf www.altemeierei.de
Am kommenden Dienstag beginnt der Prozess gegen den Neonazi Christopher R., dem vorgeworfen wird am 18.4.09 den Tänzer Claudiu C. schwer verletzt zu haben.
>> Weitere Infos
Besucht die öffentlich stattfindende Hauptverhandlung am Amtsgericht Kiel, (Deliusstr. 22) am Dienstag, 6. Juli 2010 um 9.00 Uhr (Saal 7). Zeigt antifaschistische Solidarität mit Claudiu C.!
Weitere Infos beim Demobündnis: www.nonaziskiel.blogsport.de
Redebeitrag auf der Bündnis-Demo gegen Nazigewalt am 2.7.2010
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen!
Wir sind heute gemeinsam auf der Straße, um unserer Solidarität mit Claudiu C. öffentlich und unübersehbar Ausdruck zu verleihen. Claudiu wurde am 18. April 2009 vorm Kieler Opernhaus aus einer Horde von Neonazis heraus brutal niedergeschlagen, nachdem zuvor ein Angriffsversuch derselben Gruppe auf eine antifaschistische Kundgebung in der Innenstadt erfolgreich abgewehrt werden konnte. Claudiu wurde an diesem Tag lebensgefährlich verletzt und kann seitdem seinen Beruf als Tänzer nicht mehr ausüben. Am Dienstag findet die Gerichtsverhandlung gegen den Täter, den langjährigen Kieler Nazi-Aktivisten Christopher Rüdiger, statt. Wir wünschen Dir, Claudiu, von ganzem Herzen, dass das Ergebnis des anstehenden Prozesses in deinem Sinne sein wird und wollen Dir – nicht zuletzt mit der heutigen Demonstration – Kraft mit auf dem Weg geben, das Aufeinandertreffen mit dem Neonazitäter Christopher Rüdiger am Dienstag ohne größere Unannehmlichkeiten zu meistern und auch darüber hinaus, weiterhin einen Umgang mit dem Dir Angetanen zu finden.
Der Nazi-Übergriff auf Claudiu war nicht völlig willkürlich, er war – so die realistischen Einschätzungen – rassistisch motiviert. Claudiu passte wegen seiner Haarfarbe oder welcher Nebensächlichkeit auch immer in das Feindschema des Nazimobs. Der Übergriff passierte nicht etwa, weil der Neonazitäter Christopher Rüdiger verrückt ist oder er gar von Natur aus auf brutale Gewalt steht, sondern weil er einer Ideologie anhängt, die genau darauf abzielt:
Der rassistische, antisemitische und nationalistische Wahn des historischen wie des gegenwärtigen Nationalsozialismus wollte und will nichts anderes als Gewalt, Unterdrückung bis hin zur Vernichtung von Menschen, die sie aufgrund irgendwelcher irrational festgelegter, oftmals körperlicher Merkmale für minderwertig halten. Der Übergriff auf Claudiu war also keine x-beliebiger Fall von Gewaltausübung gegen Menschen, sondern er war Ziel eines grundfalsches Menschenbilds. Dieses grundfalsche Menschenbild der Nazis und aller anderen RassistInnen, welches immer wieder die Ursache von Übergriffen und anderer Gewalt ist, wie die Akteure, die es vertreten, gilt es deshalb zu bekämpfen – alltäglich und auf allen Ebenen.
Der Übergriff auf Claudiu war einer von vielen Fällen rechter Gewalt in Kiel in den letzten Jahren, wenn auch der wohl schwerwiegendste. Verantwortlich hierfür ist – wie bekannt – eine relativ kleine, politisch einflusslose aber schubweise – z.B. gegenwärtig – immer wieder recht aktive Neonaziszene, die sich organisatorisch aufteilt auf den lokalen NPD-Kreisverband und die eng mit ihm kooperierende sogenannte „Aktionsgruppe Kiel“. Während ersterer größtenteils aus teilweise langjährigen Parteisoldaten besteht, ist die „AG Kiel“ ein mehrheitlich aus jungen Neonazis zusammengesetzter Haufen mit hoher Fluktation, aber auch einigen wenigen tonangebenden Konstanten, der sich durch teilweise strategisch fragwürdigen Aktivismus und ein hohes Aggressionspotential auszeichnet. Die aktuelle Besetzung des AG Kiel-Umfelds rekrutiert sich schwerpunktmäßig aus Jugendlichen aus Kieler Vororten nördlich des Kanals. Sie werden von den wenigen verbliebenen älteren Neonazis offen angeleitet, die in den vergangenen 2-3 Jahren organisatorische und aktivistische Erfahrungen sammeln konnten.
Wenn wir die sich wiederholenden Fälle von neonazistischer Gewalt zurückdrängen wollen, müssen wir mit vereinten Kräften dafür sorgen, dass deren Ausgangspunkt, die Naziszene in Kiel und Umland , durch eine offensive alltägliche antifaschistische Praxis am wachsen gehindert und stattdessen zum Bröckeln gebracht wird. Zum größtmöglichen Schutz vor Naziaggressionen setzen wir auf eine breite antifaschistische Bewegung, d.h. auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Menschen, die in der Lage sind, aus einem emanzipatorischen Selbstverständnis heraus zu jeder Zeit und an jedem Ort selbstständig und selbstbewusst Nazis im Alltag zu widersprechen und zu widerstehen. Das beinhaltet die stetige Aufklärung über Naziaktivitäten und -strukturen genauso, wie der gemeinsame Ausdruck dieses Willens auf der Straße, wie wir ihn hier heute zum wiederholten Male mittels unserer Demo formulieren. Vor allem heißt das aber, alltäglich und spontan bereit zu sein, Verantwortung zu übernehmen und nicht auf Aufrufe organisierter AntifaschistInnen zu warten: Lasst nicht zu, dass Nazis ungestört in der Öffentlichkeit auftreten können! Verweigert und entsorgt ihren braunen Müll! Übertönt ihr widerliches Gerede! Reißt ihre Aufkleber ab! Übermalt ihre Parolen! Outet, bedrängt und vertreibt die dafür verantwortlichen Akteure! Habt ein Auge auf von Naziangriffen gefährdete Läden!
Leider sind wir uns darüber bewusst, dass wir durch ein solches Agieren die Nazis im besten Fall und nur phasenweise klein halten können, indem wir ihre Spielräume einschränken. Daran, dass eine kaputte, auf Ausbeutung, Unterdrückung und Konkurrenz basierenden Gesellschaft wie die der bürgerlich-kapitalistischen BRD auch immer kaputte Leute wie z.B. Nazis hervorbringt, werden wir auf diese Weise nichts ändern können. Dass es zu rassistischen Übergriffen, zu Angriffen auf Linke und zur Verbreitung von Vernichtungs- und Ausgrenzungsideologien kommt, werden wir innerhalb dieser Verhältnisse – die es nicht nur aus diesem Grund zu verändern gilt – leider niemals verhindern können. Wir können uns aber bemühen, damit den bestmöglichen Umgang finden. Neben bereits genanntem, schließt dies natürlich ganz zentral die praktische Solidarität mit Betroffenen von Nazigewalt mit ein. Diese Solidarität drücken wir heute – nicht zum ersten mal – symbolisch aus und am Dienstag werden wir Claudiu solidarisch im Gerichtssaal unterstützen.
Wir denken, dass die heutige Demonstration wie auch die zahlreichen vergangenen großen antifaschistischen Mobilisierungen gezeigt haben, dass wir in Kiel großes Potential haben, der Neonaziszene und ihrer Gewalt selbstbewusst und erfolgsversprechend entgegenzutreten, wie die seit vielen Jahren unzähligen erfolgreichen antifaschistischen Aktivitäten auch ganz praktisch unter Beweis gestellt haben. Dieses Potential gilt es weiterhin zu nutzen und auszubauen.
Also: Schließt Euch in Euren Umfeldern zusammen, bietet den Nazis mit Euren Mitteln auf Euren Ebenen die Stirn!
Stärkt die bestehenden antifaschistischen Strukturen in dieser Stadt!
Haltet täglich die Augen offen und reagiert auf rassistischen, antisemitischen und nationalistischen Dreck jeglicher Art – überall!
Und niemals vergessen: Übt antifaschistische Solidarität – mit Claudiu und allen anderen betroffenen rechter Gewalt!
„Solidarität mit Claudiu C. und allen anderen Betroffenen rechter Gewalt!“ – Aufruf 2.7.2010 / Bündnisdemo Kiel
Solidarität mit Claudiu C. und allen anderen Betroffenen rechter Gewalt!
Schluss mit der Nazigewalt in Kiel – Weg mit der neonazistischen „Aktionsgruppe Kiel“!
Am 18.04.2009 versuchten ca. 30 Neonazis einen Infostand des „Runden Tisches gegen Rassismus und Faschismus Kiel“ in der Kieler Innenstadt anzugreifen, wobei es zu Auseinandersetzungen mit Nazigegner_innen kam. Am Rande des Geschehens wurde der vollkommen unbeteiligte Claudiu C. von dem Kieler Neonazi Christopher R. niedergeschlagen, wohl weil der als Tänzer beim Kieler Opernhaus arbeitende Mann aufgrund seiner Erscheinung in dessen „Feindschema“ passte. Der Täter R. ist ein langjähriger Aktivist der lokalen Neonazi-Szene, derzeit in der so genannten „Aktionsgruppe Kiel“ aktiv und trat bei der Kommunalwahl 2008 als Direktkandidat für die NPD an.
Der Tänzer Claudiu C. wurde von hinten angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Er ist infolge des Angriffes dauerhaft arbeitsunfähig und auf einem Ohr taub.
Der brutale Naziübergriff auf Claudiu C. reiht sich ein in eine bis heute andauernde Serie von Angriffen, Anschlägen und Überfällen durch Neonazis aus dem Umfeld von „Aktionsgruppe Kiel“ und NPD. In den vergangenen zwei Jahren richteten die Neonazis mehrere 10.000 Euro Sachschäden an, eine Vielzahl von Menschen wurde verletzt, einige schwer. Auf das linke Zentrum „Alte Meierei“ wurde von Unbekannten sogar scharf geschossen. Zuletzt flogen am 9.Mai Steine gegen Fenster u.a. eines Kinderzimmers des Wohnprojektes „Dampfziegelei“, in dem gerade ein vierjähriges Kind schlief. Gleichzeitig wurden auch beim Buchladen „Zapata“ zum wiederholten Male die Scheiben eingeworfen. Betroffen von der Gewalt Kieler Neonazis sind linke und alternative Einrichtungen, aber auch Menschen mit Migrationshintergrund befinden sich in ihrem Visier.
Besonders hervorzuheben ist, dass sich die „Aktionsgruppe Kiel“ teilweise öffentlich im Internet zu ihren Gewalttaten bekennt und auch jetzt noch weitere ankündigt. Gleichzeitig treten zentrale Personen der Gruppe – Daniel Zöllner und Peter von der Born – offen mit ihren Namen und Fotos in Erscheinung. Trotzdem lässt die Kieler Polizei die Gruppe weitgehend in Ruhe: Bei der genannten Vielzahl schwerer rechter Übergriffe in Kiel ist bis heute lediglich Christopher R. gefasst!
Viele Menschen in Kiel waren und sind betroffen von rechter Gewalt. Bisher hat es Claudiu C. und andere getroffen, letztlich kann es jede_n treffen, der/die nicht in das beschränkte Weltbild der Neonazis passt.
Anlässlich des Gerichtsprozesses am 06.07.2010 wegen des Angriffs auf Claudiu C. rufen wir auf zur:
Demonstration am Freitag den 02.07.2010, 16:00 Uhr Kiel Hbf.
Die Polizei hat bei Gewalttaten mit rechtem Hintergrund in Kiel ganz offensichtlich kein Interesse an ernsthaften Ermittlungen der Täter_innen – oft wird sie überhaupt nicht tätig!
Die etablierte städtische Politik, namentlich auch Bürgermeister Torsten Albig, hält es offensichtlich nicht für nötig, sich endlich eindeutig öffentlich gegen die rechten Umtriebe in Kiel zu positionieren.
Es liegt also allein in unserer Hand! Lasst uns gemeinsam für ein antifaschistisches Klima in Kiel sorgen. Wir rufen alle Kieler_innen auf Stellung zu beziehen und aktiv zu werden, wenn Nazis Leib und Leben von Menschen in unserer Stadt bedrohen!
Besucht die öffentlich stattfindende Hauptverhandlung am Amtsgericht Kiel, Deliusstr. 22 am Di den 06.Juli 2010, 9:00 Uhr, Saal 7. Zeigt Solidarität mit dem verletzten Tänzer Claudiu C. – Wenn wir viele sind haben Neonazis keinen Platz im Zuschauerraum!
Unterzeichner_innen (Stand 23. Juli 2010):
Ratsfraktion DIE LINKE I Buchladen Zapata I Juso HSG I LinksAlternative Liste I Wohnungsgenossenschaft Dampfziegelei e.G I Verein Hansastraße 48 e.V. I Arbeits- und Aktionskreis kritischer Studierender I Uli Schippels, MdL DIE LINKE I Björn Thoroe, MdL DIE LINKE I Die Personalräte -Theater Kiel- AöR I GEW- Studis an der CAU I AStA der Uni Flensburg I Konzertgruppe Rebelti@s musicales I Rasmus Andresen, MdL Bündnis 90/Die Grünen I Luise Amtsberg, MdL Bündnis 90/Die Grünen I Gr*I*P* (Group in Progress)
Zur Demo rufen auf (Stand 23. Juli 2010):
marlene hates germany I Autonome Antifa-Koordination Kiel I Runder Tisch gegen Rassismus und Faschism