„… und wissen nicht, wie wir hier länger überleben sollen.“ – Straßentheater-Aktion gegen Abschiebungen vor Kieler Gesundheitsamt

Heute waren Aktivist*innen von Kiel gegen Abschiebungen und dem netzwerk antirassistische aktion kiel (nara) vor dem Kieler Gesundheitsamt (Fleethörn 18-24, 24103 Kiel) um ein Protest-Straßentheater spielen. Mit dem szenischen Nachstellen der Abschiebung einer befreundeten Familie von uns, haben wir insbesondere die Rolle des Kieler Gesundheitsamt im Rahmen von Abschiebungen in den Fokus gerückt. Das Gesundheitsamt hatte nach Aktenlage die Reisefähigkeit eines Familienmitglieds entschieden, entgegen vorliegenden, ausführlichen Stellungnahmen von langjährigen Therapeut*innen, die sich deutlich gegen eine Abschiebung ausgesprochen hatten.

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Ela Hazem, Sprecherin des netzwerk antirassistische aktion kiel (nara) erklärt: „Die Rolle des Gesundheitsames in Bezug auf Abschiebungen ist mit dem hippokratischen Eid nicht vereinbar. Die Ärzte sind der Humanität und dem Wohl der Patienten verpflichtet. Stattdessen gefährdet die Amthilfe Menschenleben: Zum Beispiel wegen drohender Obdachlosigkeit, Diskriminierung und Rechtlosigkeit für Roma in den West-Balkan-Staaten.“

Wir fordern Bleiberecht für Alle! Abschiebung ist Mord!
Für die Wiederkehr der Familie S. nach Deutschland!

Am Ende der Aktion wurde auch ein Text einer der Abgeschobenen verlesen, den wir hier wiedergeben:

 

„Ich erinnere mich, dass es zwischen 21:30 und 22:00 Uhr an der Tür geklingelt hat. Mein Vater guckte durch den Türspion und öffnete die Tür, weil er nichts sehen konnte und einen Freund aus dem Nachbarhaus vermutete. Sofort kamen 15 Polizisten in die Wohnung gestürmt. Die Polizisten trennten uns voneinander. Dabei wurden unsere Handys beschlagnahmt. Mein Vater, der nur Boxershort und T-Shirt anhat, wird von einigen Polizisten bei Minusgraden vor die Tür gebracht, ohne dass er etwas packen konnte. Meine Mutter hatte sich gerade vorher geduscht und dann auf die Couch gelegt. Sie schlief bereits, als die Polizei in das Zimmer stürmte. Der Schock, den sie bekam, als sie von den eintretenden Polizisten geweckt wurde, führte sofort zum Versuch einer Flucht. Die Polizisten ergriffen daraufhin meine Mutter und fesselten sie an ihren Händen. Sie hatte auch keine Zeit etwas einzupacken. Ihr wurde über 20 Minuten Wasser verweigert. Die beiden anwesenden Frauen von der Ausländerbehörde sagten uns nichts zur Abschiebung. Es war auch kein Übersetzer dabei, so dass meine Eltern nichts verstanden. Der anwesende Amtsarzt hat meine Mutter nicht einmal untersucht, obwohl wir ein Attest hatten, das festgestellt hat, dass meine Mutter krank ist und in Serbien keine Therapie bekommen kann. Das Einzige, was ich in der kurzen Zeit mitnehmen konnte, waren ein paar Klamotten, die ich auf dem Flohmarkt gekauft hatte, die mir aber zu klein waren, oder nicht für den Winter geeignet. Meine Mutter musste ich anziehen, weil ihre Hände bereits gefesselt waren und die Polizei damit drohte sie im Morgenmantel abzuschieben, wenn ich nicht schnell machen würde. Noch nicht einmal ein Handyladekabel konnte ich mitnehmen, da wir nur maximal 15 Minuten Zeit hatten. Die Polizei hatte keine schriftliche Mitteilung o.ä., die die Abschiebung erklärte. Stattdessen wurde uns die Abschiebung mündlich und auf deutsch von der Mitarbeiterin der Ausländerbehörde mitgeteilt. Wir hatten nur noch 50 € als wir in Belgrad am Flughafen ankamen und wissen nicht, wie wir hier länger überleben sollen.“

Im NARA CAFE steht ab kommenden Montag eine Spendendose. Wer die Familie finanziell unterstützen will, kann das Montags von 17-20 Uhr in der Iltisstraße 34 (Gaarden) tun!

Wer sich aktiv gegen Abschiebungen und für ein bedingungsloses Bleiberecht einsetzen will, ist eingeladen zum nara-plenum zu kommen: Jeden letzten Freitag im Monat, 18 Uhr im Infoladen der hansa48.

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