Kiel-Wik: Spontandemo gegen Naziübergriff

Heute, am 19.9.2009 versammelten sich mehr als 50 Antifaschist/-innen am späten Samstagabend zu einer spontanen Demonstration im Kieler Stadtteil Wik anlässlich eines Übergriffs von Neonazis auf alternative Jugendliche in der Nacht zuvor. Knapp eine halbe Stunde zog der Protestzug mit lautstarken Sprechchören, vielerlei pyrotechnischer Untermalung und unter Megafondurchsagen durch die nördliche Wik, wo Neonazis seit Monaten versuchen im Stadtteil Fuß zu fassen.
Nachdem die Demonstration sich aufgelöst hatte, setzten Beamte eines im Zuge der Demonstration angerücktes massives Polizeiaufgebot etwa 40 Menschen fest, die sie offensichtlich zu den
Demonstrationsteilnehmer/-innen zählten, kontrollierten die Personalien, filmten die Betroffenen ab, verteilten wahnsinnige Platzverweise für die gesamte Innenstadt und durchsuchten Autos. Bei einem Pfeffersprayeinsatz wurde eine Person durch einen BFE-Beamten verletzt. Zu bekannten Ingewahrsam- oder Festnahmen kam es nicht.
Darüber hinaus wurden in unmittelbarer Nähe des sporadischen Kessels auch um die sechs Nazis gesichtet, die ebenfalls polizeilich kontrolliert wurden.
Hintergrund der spontanen Unmutsbekundung war ein Übergriff einer Gruppe vermummter und mit einer Gaspistole und Schlagstöcken bewaffneten Neonazis auf alternative Jugendliche in den frühen Morgenstunden des 19.9., infolge dessen einer der Betroffenen mit einer Platzwunde im Krankenhaus behandelt werden musste. In zeitlicher und räumlicher Nähe dazu fand im linken Kulturzentrum Alte Meierei eine antifaschistische Party, die sich gegen den NPD-Wahlkampf richtete, statt. Auf deren Besucher/-innen hatte der neonazistische Übergriff offensichtlich abgezielt.
Bereits in den vergangenen Wochen versuchten Kieler Neonazis aus dem Umfeld der „Aktionsgruppe Kiel“ durch besonders aggressives Auftreten, die Beseitigung von nationalistischer und rassistischer NPD-Wahlpropaganda zu behindern, indem sie vermeintliche antifaschistische Aktivist/-innen zu
bedrohen und anzugreifen versuchten. Solche Vorfälle häuften sich vor allem in der Kieler Wik, wo die NPD bemüht war, flächendeckend ihre faschistische Wahlwerbung im Stadtbild zu platzieren. Abgesehen davon bewegte sich der bisherige Wahlkampf der neonazistischen Partei in Kiel auf einem vergleichsweise niedrigem Niveau.
Insgesamt war die Aktion eine wichtige Klarstellung, dass Antifaschist/-innen sich durch die Drohungen und Gewalttätigkeiten der Neonazis nicht davon abbringen lassen werden, Nazipropaganda jeglicher Art aus dem Stadtbild zu entfernen und gegen Naziaktivitäten vorzugehen. Ebenso gilt es immer wieder darauf hinzuweisen, dass Rückzugsräume für Neonazis, von denen sie im Stadtteil Wik träumen, nicht geduldet werden. Der massive Polizeieinsatz zum Ende der Demo machte wieder einmal deutlich, dass der Kieler Polizei nach wie vor alles daran gelegen ist, die Thematisierung der hiesigen Naziaktivitäten zu verhindern und am Totschweigekurs festzuhalten.
Auch für die kommenden Tage sind weitere antifaschistische Aktionen gegen den NPD-Wahlkampf und zur Thematisierung des Naziübergriffs zu erwarten.
Von http://de.indymedia.org/2009/09/261374.shtml