Der großspurig angekündigte Aufmarsch von Neonazis aus Norddeutschland in Lübeck konnte stark behindert werden und geriet zu einer „Trauerveranstaltung“ ganz anderer Art. Mehrere hundert AntifaschistInnen blockierten seit den frühen Morgenstunden fast die gesamte Naziroute, die ersten organisierten Gruppen von BlockiererInnen waren schon um 6.15 Uhr auf der Straße. Gegen 8 Uhr errichteten antifaschistische Gruppen aus Schleswig-Holstein und Hamburg eine Blockade auf der Schwartauer Allee.
Mit der Zeit strömten immer mehr AntifaschistInnen nach St. Lorenz-Nord, so dass gegen 12 Uhr, als die Nazis sich am Bahnhof trafen, das Viertel fest in antifaschistischer Hand war. Die Polizei schien konzeptlos und gab, nachdem einige Blockaden in der Nähe des Bahnhofs noch geräumt wurden, gegen 14 Uhr bekannt, dass die FaschistInnen zum Bahnhof zurück geleitet werden. Zu diesem Zeitpunkt standen die Nazis am Ziegelteller und waren umringt von antifaschistischen Blockaden. Zwischendurch und im Anschluss an die Blockaden kam es zu kurzen Auseinandersetzungen zwischen GegendemonstrantInnen und der Polizei, besonders auf der Fackenburger Allee, die eigentlich Teil der Naziroute war. Hier geriet die Polizei immer wieder in Bedrängnis und auch der Lautsprecherwagen der Nazis, in dem Hermann Gutsche saß, konnte nicht ungehindert zum Sammelpunkt der Nazis kommen.
Die Nazis konnten nur etwa 150 KameradInnen nach Lübeck mobilisieren. Es ist zu erkennen, dass der Lübecker „Trauermarsch“ keinen so hohen Stellenwert mehr in der norddeutschen Nazi-Szene besitzt und hauptsächlich von Neonazis aus Schleswig-Holstein und Hamburg getragen wird. Die Anzahl der TeilnehmerInnen hat sich im Gegensatz zu den vorigen Jahren stark verringert. Der Tag war für die Nazis ein Desaster, auch wenn sie dies natürlich anders sehen und sich über die Blockaden aufregen.
Wir danken allen AntifaschistInnen, die sich schon in den frühen Morgenstunden zusammen mit uns auf den Weg nach Lübeck gemacht haben, an den Blockaden teilgenommen haben oder auf ihre Art den Nazis den Heimweg aufgezeigt haben.